Fast eine Millionen Menschen stehen in Kurzarbeit und erhalten nur 80% ihres üblichen Lohnes. Doch eine Lohneinbusse von 20% ist für viele Arbeitnehmende nur schwer zu verkraften; mit 20% weniger Lohn haben viele Mühe, sich und ihre Familien durchzubringen. Und: 60 Milliarden Franken Staatshilfe garantiert der Bund den Firmen in der Corona-Krise. Trotzdem steigen die Arbeitslosenzahlen. Das geht so nicht! Deshalb hat die Unia gemeinsam mit den Verbänden des SGB einen Appell lanciert, der heute mit über 20'000 Unterschriften dem Bundesrat übergeben wurde.
«Um eine soziale und wirtschaftliche Katastrophe zu verhindern, erhalten die die Unternehmen massive Unterstützung. Für Lohngarantie und Arbeitsplatzerhalt. Daran muss festgehalten werden! Die Verlängerung der Kurzarbeit soll Entlassungen verhindern. Jetzt Leute auf die Strasse zu stellen, obwohl für die Belegschaft Kurzarbeit beantragt werden kann, ist inakzeptabel», so SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard in seiner Rede bei der Übergabe des Appels.
Um eine wirtschaftliche Abwärtsspirale zu verhindern, müssen weitere Einkommensverluste der Arbeitnehmenden verhindert werden. Heute bekommen Arbeitslose und Berufstätige in Kurzarbeit in den meisten Fällen nur 70 bis 80 Prozent ihres Lohnes. Besonders betroffen sind Geringverdienende, die bereits in normalen Zeiten Schwierigkeiten haben, mit dem Lohn über die Runden zu kommen. Diese Geringverdienerinnen und Geringverdiener müssen bei Kurzarbeit den vollen Lohnersatz erhalten. Sonst bezahlen einmal mehr die tiefsten Einkommen den höchsten Preis – genau das muss mit den Bundes-Milliarden verhindert werden.
Wer zum Beispiel Gastgewerbe arbeitet, verdient im Mittel rund 4100 Franken im Monat (Vollzeitstelle). Wenn 20 Prozent wegfallen, bleibt noch ein Lohn von rund 3300 Franken! Rund die Hälfte aller Beschäftigten in Kurzarbeit arbeitet in den Branchen mit Tieflöhnen. In den Branchen mit den höchsten Löhnen gibt es hingegen kaum Kurzarbeit, und somit auch keine Lohneinbussen.
Über die Massnahmen zur Pandemiebekämpfung kann man sich streiten. Den einen gehen sie zu weit, den anderen sind sie zu wenig streng. Eines ist aber unbestritten: Diese globale Krise wird uns noch länger herausfordern.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir auf diesem Weg alle mitnehmen und dass niemand auf der Strecke bleibt – für die Betroffenen und für die Konjunktur. Weil nur der Erhalt der Kaufkraft die Abwärtsspirale der Wirtschaft verhindern kann. Und weil es Solidarität und Anstand erfordern!