Schweizer Wohlstand ist gefährdet

  • Geld und Währung
Artikel
Verfasst durch Daniel Lampart

Wenn sich der Frankenkurs nicht bald normalisiert, dürfte die Überbewertung auch längerfristig Spuren in der Schweizer Wirtschaft hinterlassen. Der Schweizer Wohlstand ist abhängig davon, wie gut es der Exportwirtschaft geht. Das Lohnniveau des Malers in Zürich oder der Buschauffeurin in Freiburg ist ein Abbild der Lage in der Exportwirtschaft. Kann sich die Schweizer Exportwirtschaft nicht mehr im Qualitätsproduktesegment behaupten, kommen die Verkaufspreise der Exportprodukte unter Druck. Wenn im Export weniger Geld verdient wird, wären früher oder später auch die Löhne in der Binnenwirtschaft längerfristig gefährdet. 

Wegen dem überbewerteten Franken haben die Exportfirmen momentan Mühe, preislich mit der ausländischen Konkurrenz mitzuhalten, obwohl sie Produkte herstellen, die unter halbwegs normalen Bedingungen absolut konkurrenzfähig sind. Die Industriefirmen drohen Marktanteile zu verlieren. Verschiedentlich werden Produktionsteile ins Ausland ausgelagert. Bis die Marktanteile und die verlorenen Arbeitsplätze wieder in die Schweiz zurückkommen, dürfte einige Zeit vergehen, selbst wenn der Franken wieder fair bewertet ist. 

Dazu kommt, dass die Forschung und Entwicklung bei einem grossen Teil der Industriebetriebe von der Geschäftslage abhängig ist. Läuft es in den Firmen gut, wird mehr in neue Produkte investiert. Läuft es schlecht, wird die Innovationstätigkeit zurückgefahren bzw. wird eher in Rationalisierungen investiert, wie eine Studie der KOF ETH zeigt. Damit fehlen wichtige Investitionen in die künftigen Produkte, welche die Wettbewerbsfähigkeit von morgen begründen. Diese Zusammenhänge konnten auch in makroökonomischen Studien nachgewiesen werden. Überbewertete Währungen oder starke Wechselkursschwankungen haben ein geringeres Wachstum der Produktivität bzw. der Wirtschaft insgesamt zur Folge.[1]

Damit die Löhne und Arbeitsplätze und somit der Wohlstand in der Schweiz auch längerfristig gesichert ist, muss die Nationalbank den Franken auf ein einigermassen normales Niveau bringen. Im Vergleich mit Deutschland ist der „faire“ Franken-Euro-Kurs bei 1.45 bis 1.50 Fr./Euro. Mit einem Wechselkurs von 1.40 Fr./Euro wäre der Franken zwar noch nicht „fair“ bewertet, doch könnte damit der stärkste Druck auf die Löhne und Arbeitsplätze genommen werden.  

Innovationstätigkeit in Abhängigkeit von der Geschäftslage in der Industrie
(Anteil der Firmen je Branche)

                               

 

Branche

 
 

Prozyklisch

 
 

Antizyklisch

 
 

Konjunktur-unabhängig

 
 

Maschinenindustrie

 
 

51%

 
 

20%

 
 

29%

 
 

Chemie

 
 

58%

 
 

31%

 
 

11%

 
 

Elektronik/Uhren

 
 

49%

 
 

23%

 
 

28%

 
 

Industrie total

 
 

42%

 
 

17%

 
 

40%

 

Quelle: Arvanitis, S. und M. Wörter (2011): Konjunktur und Innovationsverhalten, www.kof.ethz.ch/de/publikationen/p/kof-studien/2196/

 


[1] Aghion, P. et al. (2006): Exchange rate volatility and productivity growth: the role of financial development. Rodrik, D. (2008) : The real exchange rate and economic growth, Brookings papers on economic activity, Fall 2008. 

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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