Schweiz gehört zu denjenigen Ländern, welche dem stärksten Wechselkursrisiko ausgesetzt sind

  • Geld und Währung
Blog Daniel Lampart

Die Schweiz gehört zu den Ländern auf der Welt, in denen Wechselkursschwankungen die stärksten Spuren hinterlassen. Selbst obwohl beispielsweise die Schweizer Pharma eine Marktstellung hat, wo sie die Preise im Ausland ziemlich unabhängig vom Wechselkurs festsetzen kann.

Der Grund ist ein anderer: Die meisten anderen kleinere Volkswirtschaften wie Belgien oder die Niederlande sind Teil eines grösseren Währungsraumes wie dem Euro. Sie können ihre Produkte ohne Wechselkursrisiko in zahlreiche andere Länder ausfähren. Andere Länder wie Dänemark haben ihre Währungen an andere Währungen angehängt. Die Schweiz ist das einzige Land, welches den Franken hat (ausser Liechtenstein). Und der Franken ist an keine andere Währung fixiert.

Statistisch lässt sich das gut zeigen. Eine Aufwertung des realen Frankenkurses um 1 Prozent führt zu einem Rückgang des Schweizer Bruttoinlandproduktes von knapp 0.2 Prozent (Mittelwert über 2 Jahre). In Belgien ist der Einfluss hingegen wesentlich geringer, da mehr als die Hälfte seiner Exporte in Länder mit der gleichen Währung, dem Euro, ausführen kann. Grössere Volkswirtschaften wie die USA haben einen so grossen Binnenmarkt, dass der Wechselkurs für sie sowieso ein geringes Problem darstellt. Sie verkaufen einen grossen Teil der Produkte im Heimmarkt.

Auswirkungen einer Aufwertung der eigenen Währung um 1 Prozent auf das BIP (in Prozent, Mittelwert über 8 Quartale)

Der Franken ist nach wie vor stark überbewertet. Das zeigt ein Vergleich mit Deutschland, welches eine ähnliche Wirtschaftsstruktur aufweist wie die Schweiz. Der reale Wechselkurs gegenüber Deutschland ist nach wie vor ungefähr 15 bis 20 Prozent über dem historischen Durchschnitt. Inflationsbereinigt bewegte sich der Wechselkurs bis 2010/11 um einen relativ konstanten Wert. Dann hat sich der Euro massiv aufgewertet. Diese Überbewertung hat sich bis heute nicht korrigiert.

Realer Frankenkurs gegenüber Deutschland (Index der SNB)

Vor diesem Hintergrund ist der Vorwurf der US-Administration, die Schweiz sei eine Wechselkursmanipulatorin, abstrus. Das Land leidet nach wie vor stark unter der Überbewertung. Beispielsweise ist der Export von Industriemaschinen auf das Niveau von 1988 gefallen – wie im letzten Blog geschrieben. Die Ertragsbilanzüberschüsse rühren von ganz anderen Faktoren her, die nichts mit dem Wechselkurs zu tun haben wie beispielsweise den Erträgen von Schweizer Firmen aus dem Rohstoffhandel auf den Weltmärkten im Dollar oder aber statistischen Problemen bei der Zuteilung von Gewinnen der Schweizer Firmen an ausländische Aktionäre. Eine Geldpolitik «im Gesamtinteresse» des Landes, wie sie die Verfassung vorschreibt, muss auf den Wechselkurs einwirken und entsprechend Über- und Unterbewertungen verhindern. Im Moment ist der Franken eindeutig überbewertet. Die SNB muss dagegen halten.

Anmerkung zur Schätzung des Wechselkurseinflusses auf das BIP:

Schätzung mit VAR-Modell (VQV reales BIP und realer Aussenwert gemäss BIZ) über den Zeitraum vom 1994 bis 2019. Die abgebildeten Elastizitäten ergeben sich aus den Impuls-Antwort-Funktionen der Modelle für jedes Land.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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