Die Schweizerische Nationalbank ist mit dem heutigen Zinsentscheid den Entwicklungen in anderen Ländern gefolgt. Positiv ist, dass sie die Tonalität in Bezug auf den Frankenkurs gegenüber der letzten Lagebeurteilung angepasst hat. Die damalige offensive Ankündigung, eine Frankenaufwertung herbeiführen zu wollen, war mit grossen Risiken verbunden. Der Franken hat sich in der Folge in einem bereits anspruchsvollen Umfeld aufgewertet, in welchem Firmen Probleme mit Lieferengpässen haben.
Der SGB erwartet von der SNB, dass sie die konjunkturellen Risiken in ihrer Geldpolitik adäquat berücksichtigt. Die aktuellen Preiserhöhungen sind durch höhere Energiepreise und Lieferengpässe verursacht. Die wirtschaftliche Lage ist deshalb nicht vergleichbar mit einem klassischen inflationären Umfeld, in welchem die Teuerung durch Knappheiten auf den inländischen Güter- und Arbeitsmärkten getrieben wird.
Zinserhöhungen und Frankenaufwertungen sind breitbandig wirkende Medikamente gegen die Teuerung. Im gegenwärtigen Umfeld mit einer nach wie vor eher punktuellen, stark von den Energiepreisen getriebene Teuerung sind mit der Zinserhöhung Risiken für Arbeitsplätze und Löhne verbunden. Um die Teuerung um 1 Prozentpunkt zu verringern, bräuchte es eine Aufwertung um 10 Prozent, was schmerzhafte Spuren hinterlassen würde.
Der SGB spricht sich deshalb prioritär für gezieltere Massnahmen gegen die Teuerung aus. In der Schweiz ist beispielsweise die Grundversorgung beim Strom aufgrund des Referendums von 2002 nach wie vor reguliert. Das erlaubt es den Behörden und den Versorgern, Preiserhöhungen gezielt zu verhindern oder abzumildern.