Der Verteilungsbericht 2012 des SGB bestätigt mit aktuellen Daten, dass die Einkommensschere weiterhin aufgeht. Eine vierköpfige Familie mit hohem Einkommen hatte 2010 real 15‘000 Fr. mehr frei verfügbares Einkommen als im Jahr 2000, die gleiche Familie mit einem tiefem Einkommen hingegen nur 1‘300 Fr. zusätzlich. Die NormalverdienerInnen unter den Einzelhaushalten hatten 2010 sogar weniger Geld zum Leben.
SGB-Chefökonom Daniel Lampart analysiert diese unsoziale Entwicklung wie folgt: „Die hohen Löhne stiegen viel stärker als die übrigen. Dazu kam eine Steuer- und Abgabenpolitik zugunsten der Oberschicht. Die tiefen und mittleren Einkommen werden hingegen durch Krankenkassenprämien und Miete wesentlich mehr belastet.“
Diese negative Entwicklung ist auch bei den Löhnen – so SGB-Präsident Paul Rechsteiner – „kein Naturgesetz“ sondern politisch begründet. Das zeigen auch neue Studien der OECD. „Deshalb kann und muss die zunehmende Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen geschlossen werden.“
Eine Schlüsselrolle spielen „starke Gewerkschaften und berufs- und qualifikationsspezifische Mindestlöhne“, führte SGB-Vizepräsidentin und Unia GL-Mitglied Vania Alleva aus. Alleva weiter: „Gegen den Tieflohn-Missbrauch haben wir auch die Mindestlohninitiative mit 22 Fr./h. lanciert.“
Des Weitern ist nötig:
- Eine Korrektur der unsozialen Steuerpolitik. Dringlich ist, dass das Kapitaleinlageprinzip der USR II eingeschränkt wird.
- Eine gerechtere, einkommensabhängige Finanzierung der Krankenversicherung - kurzfristig über eine Erhöhung der Krankenkassen-Prämienverbilligungen.
- Eine Abkehr von der individualisierten Bonus-Lohnpolitik hin zu klassischen Lohnsystemen mit generellen Lohnerhöhungen.
- Eine aktive Aus- und Weiterbildungspolitik für NormalverdienerInnen.
Website zum Verteilungsbericht: www.verteilungsbericht.ch