Der Franken war gegenüber dem Euro noch nie so stark wie in den letzten Tagen. Für die Schweizer Wirtschaft ist das ein riesiges Problem. Insbesondere in der Exportindustrie und im Tourismus werden die Absatzschwierigkeiten aufgrund der weltweiten Rezession durch den starken Franken verschärft. Die Gefahr ist gross, dass die Firmen von der leichten wirtschaftlichen Erholung nicht erfasst werden, weil sie preislich nicht mehr mithalten können und dadurch dauerhaft Marktanteile verlieren. Firmen, die Produktionsstandorte in der Schweiz und im Euroraum verfügen, dürften sich Auslagerungen der Produktion aus der Schweiz überlegen. Schätzungen mit ökonomischen Modellen zeigen, dass die Aufwertung des Frankens in den letzten Monaten bis zu 20'000 Stellen kosten dürfte.
Die Nationalbank muss daher den starken Franken bekämpfen. Damit hilft sie, viele Stellen zu erhalten. Die von den Gegnern einer Intervention an die Wand gemalten Risiken sind demgegenüber gering:
- Bei den Interventionen kauft die SNB ausländische Staatsobligationen (Zins ca. 2 Prozent). Sie kann sich daher auf diesen Anlagen pro Jahr einen Kursverlust von 2 Prozent leisten, ohne dass absolut ein Verlust resultiert.
- Der Franken ist im Vergleich zum Euro deutlich höher bewertet als im historischen Durchschnitt. Wer aus dem Franken in den Euro investiert, darf daher durchaus damit rechnen, früher oder später einen Wechselkursgewinn zu erzielen. Eine Intervention der Nationalbank kann daher mittelfristig sogar gewinnbringend sein.
- Indem die Nationalbank die gekauften Euro-Papiere später wieder zurückkauft, kann sie Frankenliquidität problemlos abschöpfen. Solange der Franken stark ist, drohen kaum Inflationsgefahren. Im Gegenteil droht eine deflationäre Entwicklung. Denn ein grosser Teil der in der Schweiz verkauften Produkte kommt aus dem Euro-Raum. Das drückt die Teuerung im Inland.
Die Nationalbank hat den Auftrag, die Preise und die Konjunktur zu stabilisieren. Indem sie der Aufwertung des Frankens zuschaut, gefährdet sie diese Ziele. Es stellt sich daher die Frage, ob die Nationalbank zusätzlich den gesetzlichen Auftrag braucht, den Wechselkurs zu stabilisieren. Das schlägt auch Olivier Blanchard, der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, vor. Kleine, offene Volkswirtschaften können stark unter Wechselkursschwankungen leiden. Darum sollen die Nationalbanken den Wechselkurs stabilisieren müssen.