Weniger Bürokratie – mehr Zeit für PatientInnen

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Verfasst durch Christina Werder

Papierkrieg, Wechselchaos oder nervende Telefonwerbung

"Ich habe genug von immer mehr Papierkram und Kassentricks - ich will mich um meine Patienten kümmern können." Dies sagt Dr. med. René Hausmann zu seiner Arbeit als Hausarzt. Neben lästigen Telefonanrufen und Papierkrieg beim Kassenwechsel bedeuten die über 60 Krankenkassen auch für das Gesundheitspersonal eine zeitaufwändige und teure Bürokratie.

Der Kassendschungel mit über 300‘000 verschiedenen Prämien(je nach Alter, Versicherungsmodell und Kasse) bedeutet für Pflegende, ÄrztInnen und PhysiotherapeutInnen ein einziges Wirrwarr an Regelungen, Formularen und Ansprechpersonen. Statt die Arbeitszeit für die Behandlung und Pflege der Patientinnen und Patienten zu nutzen, muss das Gesundheitspersonal immer mehr Zeit der überbordenden Kassenbürokratie opfern. Wie viel Arbeitszeit der Papierkrieg frisst, zeigt das Beispiel einer Spitalärztin: Sie sagt, sie verbringe mittlerweile 50 Prozent ihrer täglichen Arbeit mit Büroarbeit. Mit einer öffentlichen Krankenkasse gäbe es endlich ein klares und transparentes System, welches auch die Administration für ÄrztInnen und Co. vereinheitlichen und vereinfachen würde.

Insbesondere bei den Kostengutsprachen und Kostenübernahmen von gewissen Medikamenten (off-label-use) brächte die öffentliche Krankenkasse endlich Klarheit. Obwohl das Krankenversicherungsgesetz (KVG) eigentlich genau vorschreibt, welche Leistungen von den Kassen übernommen werden müssen, legen die Kassen in der Praxis ihren Handlungsspielraum unterschiedlich aus. Dies führt zu einer Ungleichbehandlung der PatientInnen. Eine Sozialversicherung muss jedoch alle Versicherten gleich behandeln. Das heutige System, das auf Risikoselektion statt Behandlungsqualität setzt, kann dieses Versprechen offenbar nicht einlösen. Oder, wie es Meret Schindler, dipl. Pflegefachfrau HF, ausdrückt: «Ich will eine Krankenkasse, welche sich um die Patientinnen und Patienten kümmert und nicht um ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen.»

Bisher wenig Beachtung gefunden hat ein eigentliches Novum, welches mit der öffentlichen Krankenkasse eingeführt würde. Die Oberaufsicht übt heute das Bundesamt für Gesundheit (BAG) aus. Dank einer paritätischen Aufsicht, zusammengesetzt aus öffentlicher Hand, Versicherten und Leistungserbringer, sind künftig auch die Pflegenden und Ärzte an der Kontrolle darüber beteiligt, wofür die Prämiengelder und die grossen Vermögen der Krankenkasse eingesetzt werden.

Zuständig beim SGB

Reto Wyss

Zentralsekretär

031 377 01 11

reto.wyss(at)sgb.ch
Reto Wyss
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