Jetzt muss der Ständerat korrigieren!

  • Gesundheit
Artikel
Verfasst durch Christina Werder, SGB-Zentralsekretärin

Der Nationalrat hat es nicht geschafft, die sozial nötigen Korrekturen an der an sich sinnvollen Managed Care-Vorlage vorzunehmen. Jetzt ist der Ständerat gefordert.

Keine Frage: Managed Care ist sinnvoll. Managed Care, die medizinische Versorgung via Netzwerke, verhindert Parallelbehandlungen, dämpft so das Kostenwachstum, was sich denn auch in den Prämien auswirken sollte. Dennoch: die Vorlage, mit der sich der Nationalrat in der verflossenen Sommersession auseinandersetzte, wies schwerwiegende Mängel auf.

Da ist zuerst einmal die Erhöhung des Selbstbehaltes auf 20% für all jene, die sich nicht einem Netzwerk anschliessen wollen. Da war zum zweiten – neben weiteren Befürchtungen - die „Kassennähe“ der Vorlage: Es sind die Versicherer, die bestimmen, mit welchen integrierten Versorgungsnetzen und zu welchen Bedingungen sie einen Vertrag abschliessen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: der Nationalrat hat in seinen Beratungen diesen Bedenken von linksgrüner Seite keine Rechnung getragen. Er hat an einseitig ausgestalteten Anreizen festgehalten: Wer auf freier Arztwahl besteht, soll den Selbstbehalt verdoppelt bekommen. Wer sich einem Netzwerk anschliesst, hat den bisherigen Selbstbehalt von 10 % zu tragen. Anstatt finanziell zu strafen, hätte man ja auch belohnen können. Der Freiburger SP-Nationalrat Jean Francois Steiert, Vizepräsident des Dachverbandes Patientenstellen Schweiz, schlug zwei solche Kompromissvarianten vor: 15 % Selbstbehalt für alle, die auf der freien Arztwahl bestehen, und 5 % für alle, die in ein Netzwerk wechseln resp. Maximalbelastungen via Selbstbehalt von 1000.- (mit freier Arztwahl) und von 500.- (Netzwerk). Beide Vorschläge wurden jedoch im Plenum deutlich abgelehnt. 

Das letzte Wort ist damit aber noch nicht gesprochen. Bundesrat Burkhalter erklärte in dieser Diskussion, dass ein frankenmässiger Oberbetrag (zum Beispiel 1000.- und 500.-) Sinn mache. Der Ständerat solle jetzt solche Modelle prüfen. Hoffentlich nimmt die kleine Kammer dieses Signal ernst. Denn am letzten Juniweekend hat sich gezeigt, dass eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung Managed Care gegenüber skeptisch bis negativ eingestellt ist. Es mag also nicht viel leiden. Wer jetzt immer noch dieser weitgehend sinnvollen gesundheitspolitischen Reform sozialpolitische Falllöcher einbaut, gräbt am künftigen Scherbenhaufen. 

Zuständig beim SGB

Reto Wyss

Zentralsekretär

031 377 01 11

reto.wyss(at)sgb.ch
Reto Wyss
Top