Ein soziales Modell für gute Qualität und gedämpfte Kosten

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Verfasst durch Ewald Ackermann

Eine breite Koalition von arbeitnehmerorientierten Verbänden aus dem Gesundheitswesen hat am 12.1.09 der Öffentlichkeit das neue Modell der persönlichen Gesundheitsstelle (PGS) vorgestellt. Mit diesem Modell soll die anhaltende Blockade der Gesundheitspolitik durchbrochen werden – bei garantierter Qualität der medizinischen Versorgung und ohne sozialen Abstrich.

Die Reform der Gesundheitspolitik in der Schweiz gleicht einer Grossbaustelle, auf der nichts mehr vorwärts geht, seit einigen Jahren schon. Der Oberingenieur, Bundesrat Cou­chepin, begnügt sich damit, einzelne begrenzte Revisionen ohne Sicht aufs Ganze vorzu­schlagen. Das Volk hat instinktsicher am 1. Juni 2008 einen neuen Krankenversiche­rungs-Verfassungsartikel bachab geschickt, der den Kassen allzu viel Macht gegeben und den PatientInnen u.a. die freie Arztwahl genommen hätte. Ende dieses Jahres läuft der Zulassungsstopp für neue Arztpraxen aus – und der Ständerat war nicht fähig, in der Wintersession eine Nachfolgeregelung zu erarbeiten. Die nationalrätliche Kommission wird sich Mitte Januar über drei wichtige Teilvorlagen beugen, nämlich die Vertragsfrei­heit, die Kostenbeteiligung und managed care. Bei all diesen Vorlagen drohen Gefahren, entweder in Richtung rationierter Zugang zu Gesundheitsleistungen und/oder vermehrte Belastung der Bevölkerung.

Neue starke Lobby

In dieser Lage hat sich nunmehr eine neue starke Koalition aus arbeitnehmerorientierten Verbänden aus dem Gesundheitswesen[1] formiert. Diese Koalition hat das Modell einer Persönlichen Gesundheitsstelle (PGS) entwickelt. ÄrztInnen, KrankenpflegerInnen, Phy­siotherapeutInnen und viele weitere Fachleute, die das Gesundheitswesen aus ihrer tägli­chen Erfahrung kennen, lancieren zusammen mit dem SGB dieses Modell als neuen Vor­schlag, der aus der Blockade der Gesundheitspolitik heraus führen soll. Ziel ist eine qua­litativ hoch stehende medizinische Versorgung, die vom Versicherungsobligatorium ab­gedeckt ist und mit der Vermeidung von administrativem Leerlauf gleichzeitig Kosten einspart.

Schlüssel um Blockade zu überwinden

Das Modell stellt eine angemessene Antwort auf die Krise der Hausarztmedizin dar. Gleichzeitig ermöglicht es eine ganzheitliche, der Qualität und der Wirksamkeit glei­chermassen verpflichtete Lösung für die geschilderten Baustellen in der Gesundheitspoli­tik. Es ersetzt den Zulassungsstopp und macht die Diskussionen um die Aufhebung des Vertragsobligatoriums überflüssig.

Im Zentrum des Modells steht die persönliche Gesundheitsstelle (PGS). Als PGS funkti­onieren kann die Haus- resp. Kinderarztpraxis, eine Praxisgemeinschaft, ein Ambulato­rium oder ein ärztlich geleitetes Netzwerk. Die Versicherten wählen sich eine PGS aus. Diese erbringt die hausärztliche Erstversorgung, übernimmt die Überweisung an Spezia­listen und weitere andere Leistungserbringer und hat dabei die gesamte Behandlungskette im Blick. Alle Versicherten sind in der Wahl ihrer PGS frei und haben bei Bedarf An­recht auf eine zweite ärztliche Meinung. Die PGS sammeln zudem alle Patienten-Infor­mationen. Die Kantone müssen eine flächendeckende Versorgung mit PGS gewährleis­ten. 

Damit wird die ganzheitliche, auf die Allgemeinmedizin abstützende Grundversorgung entscheidend gestärkt. Allen Versicherten steht eine gleichwertige Versorgung zur Ver­fügung. Die freie Arztwahl der Versicherten bleibt gewährleistet. Eine Aufsplittung der Grundversorgung in Billig-Netzwerke einerseits, eine teure Variante mit freier Arztwahl andererseits wird verhindert. PGS verhindern also, dass nur mehr finanziell Vermögende medizinisch gut versorgt werden. Gleichzeitig vermeiden sie doppelspurige Behandlun­gen und sparen so Kosten. 


[1] Die Koalition besteht aus folgenden Organisationen der Arbeitnehmenden resp. der Leistungserbringer:

  • Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und –ärzte VSAO
  • Verband des Personals öffentlicher Dienste VPOD
  • Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK
  • Schweizerischer Verband der Berufsorganisationen im Gesundheitswesen SVBG
  • ErgotherapeutInnen-Verband Schweiz EVS
  • Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB
  • Vereinigung Unabhängiger ÄrztInnen VUA
  • Schweizerischer Hebammenverband SHV
  • physioswiss

Zuständig beim SGB

Reto Wyss

Zentralsekretär

031 377 01 11

reto.wyss(at)sgb.ch
Reto Wyss
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