Die Jüngeren haben die Grundlage ihres Wohlstandes von den heutigen RentnerInnen geerbt. Die als "Generationenbilanz" getarnte AHV-Kritik der UBS ist tendenziös.

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Blog Daniel Lampart

Letzte Woche hat die UBS wieder einmal ihre Berechnungen zur «Generationenbilanz» in der AHV vorgelegt. Es sei ungerecht, weil die Jüngeren mehr für die AHV bezahlen müssten. Doch diese Betrachtungsweise ist viel zu einfach. Der Begriff der «Generationengerechtigkeit» ist vielschichtig und unscharf zugleich. Wer nur anschaut, was Jüngere in die Altersvorsorge einzahlen müssen, sollte nicht mit der «Generationengerechtigkeit» argumentieren.

Die heute beruflich aktive Generation muss zwar den grössten Teil der AHV-Ausgaben zahlen, wie das in der Altersvorsorge üblich ist. Sonst wäre die AHV keine effiziente Altersvorsorge. Doch die Jüngeren profitieren auch sehr stark von den AHV-RentnerInnen. Denn die Pensionierten haben ihnen eine ganze Wirtschaft, ein Bildungssystem, einen funktionierenden Staat vererbt.

Die jungen und beruflich Aktiven erhielten die Basis ihres Wohlstandes geschenkt. Ohne dieses Erbe wären sie Robinson Crusoes. D.h. sie müssten alles aus dem Nichts erarbeiten, um überleben zu können. Was dieses Erbe der Eltern und Grosseltern wert ist, ist schwer zu quantifizieren. Man könnte dabei auf den heutigen Durchschnittslohn abstützen, der rund 110'000 Fr. pro Jahr beträgt. Eine Wirtschaft mit Robinson Crusoes würde nur einen Bruchteil davon erwirtschaften und verdienen. Die Robinson Crusoes würden vielmehr ums Überleben kämpfen.

Das Konzept der "Generationengerechtigkeit" ist sehr umfassend. Grundsätzlich geht es darum, dass auch künftige Generationen gleiche Lebensmöglichkeiten haben wie die heute auf der Erde lebenden Menschen. Wir müssen unseren Kindern intakte Lebensgrundlagen hinterlassen.

Bezieht man die Generationengerechtigkeit auf die momentan lebende Bevölkerung, wird es jedoch schwieriger. Bereits was in einer Gesellschaft eine «Generation» ist, lässt sich streng genommen nicht beantworten. Denn im Unterschied zu einer Familie, in welcher sich Kinder, Eltern und Grosseltern natürlich unterscheiden lassen, ist das in Gesellschaften schwierig. Weil rund hundert Jahrgänge gleichzeitig leben. Weil es Migration, kinderlose Menschen usw. gibt. Und weil gewisse Fragen national, andere aber international sind.

Dass die UBS die AHV kritisiert, ist nicht neu. Im Gegenteil: Die finanzielle Lage der AHV wird Jahr für Jahr in der Publikation zur «Generationengerechtigkeit» dramatisiert. Für die Diskussion über die AHV wäre es aber besser, wenn die UBS-Leute ihre wahren Beweggründe offenlegen würden. Nämlich, dass es sie stört, wenn die Topverdiener mehr in die AHV einzahlen als sie an Rente beziehen. Und dass es für die UBS attraktiver ist, wenn die SchweizerInnen private Altersvorsorgeprodukte kaufen als wenn die AHV ausgebaut wird.  

Zuständig beim SGB

Gabriela Medici

stv. Sekretariatsleiterin

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