Den unnützen Wettbewerb beenden

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Verfasst durch Christina Werder, SGB-Zentralsekretärin

Am 28. September Ja zur öffentlichen Krankenkasse

Können Sie auch ein Lied singen von aufdringlichen Anrufern, die Sie zum Wechsel der Krankenkasse überreden wollen? Oder sind Sie schon älter, vielleicht gar chronisch krank? Dann wissen Sie, wie Kassen versuchen, Sie vom Eintritt abzuhalten, mit Schikanen und unfairen Tricks. Wenn zum Beispiel die versprochene Offerte einfach nie eintrifft. Viele Krankenkassen bieten heute gewissen Kundinnen und Kunden bei Offertanfragen systematisch einen schlechteren Service.

Abwimmeln oder Telefonterror sind die Kehrseite derselben Medaille: Die Kassen wollen keine „schlechten“ und kämpfen um die „guten Risiken“. Denn in der Grundversorgung müssen alle Kassen die gleichen Leistungen versichern. Das schreibt das Gesetz vor. Für die Kassen gibt es nur zwei Möglichkeiten, Kosten zu sparen: Entweder bessere und gut koordinierte Behandlungen insbesondere für chronisch Kranke oder aber die Jagd auf die „guten Risiken“. Die Kassen setzen vor allem auf die zweite Möglichkeit. Indem sie den anderen Kassen junge und gesunde Versicherte abjagen und alte und kranke Versicherte zuschieben, versuchen sie sich eine profitablere Kostenstruktur zu schaffen. Wer mehr Junge und Gesunde versichert, hat tiefere Kosten, kann die Prämien senken und so noch mehr „gute Risiken“ anziehen. Und sichert sich gleichzeitig interessante Kundschaft für die profitablen Zusatzversicherungen.

Rund 325 Millionen Franken verschleudern die Krankenkassen jedes Jahr nur für Werbung und Wechselkosten. Das sind unsere Prämiengelder. Die Managerlöhne und die Kosten für die Jagd auf die „guten Risiken“ sind darin noch nicht einmal enthalten. Die öffentliche Krankenkasse macht endlich Schluss mit dieser Geldverschwendung. Stattdessen tritt in den Vordergrund, worum es bei einer Krankenkasse eigentlich gehen sollte: die Behandlungsqualität. Mit Prävention und Gesundheitsförderung hält die öffentliche Kasse die Kosten langfristig tief. Chronisch Kranke bekommen gut koordinierte, individuelle Behandlung. Das bedeutet mehr Qualität mit tieferen Kosten. Heute scheuen die Kassen vor solchen Programmen zurück. Damit würden sie ja für „schlechte Risiken“ attraktiver. Auch diesen Irrsinn beendet die öffentliche Krankenkasse.

„Sozialversicherungen organisieren die Solidarität.“ Deshalb „funktioniert Wettbewerb in den Sozialversicherungen nicht.“ Das sagt kein wilder Regulierer, sondern der ehemalige FDP-Präsident Franz Steinegger. Ein Ja zur öffentlichen Krankenkasse am 28. September beendet den unnützen Wettbewerb der über 60 Krankenkassen.

Zuständig beim SGB

Reto Wyss

Zentralsekretär

031 377 01 11

reto.wyss(at)sgb.ch
Reto Wyss
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