Atomausstieg: mehr Arbeitsplätze

  • Energie und Umwelt
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Verfasst durch Dore Heim

Auch deshalb Ja am 27. November

Die letzten Umfragen zeigen es: Es wird knapp, jede Stimme zählt. Deshalb appelliert der SGB an alle Stimmfähigen, mit ihrem Ja den Atomausstieg zu ermöglichen. Energie- und umweltpolitische Gründe sprechen für den Ausstieg. Auch aus Sicht der Beschäftigung wird sich ein Ja auszahlen.

Die Schweizerische Energiestiftung (SES) hat diese Tage eine Auftragsstudie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) publiziert. Sie trägt den Titel "Beschäftigungseffekte des Atomausstiegs in der Schweiz" und zeigt auf, dass die Energiewende per Saldo Arbeitsplätze schaffen würde. Fazit der Studie: Je schneller der Ausstieg und je konsequenter der Umstieg auf Erneuerbare Energien erfolgt, desto positiver dürften die Effekte auf den Arbeitsmarkt sein.

Rückbau schafft Arbeitsplätze

"Gefälligkeitsstudie" höre ich schon die Gegner der Ausstiegsinitiative höhnen. Tatsächlich läge der Schluss nahe, wenn man sich nicht die Mühe macht, die Studie auch zu lesen. Diese rechnet nämlich extrem konservativ, indem sie einen wichtigen Aspekt komplett ausblendet: Sie beziffert nur den Arbeitsplatzverlust in den AKW durch die Ausserbetriebnahme, nicht aber die Arbeitsplätze, die durch den Rückbau geschaffen werden und die sich keineswegs auf die Baubranche beschränken. In Deutschland werden dazu seit längerer Zeit erste Erfahrungen gemacht. Rheinsberg und Lubmin bei Greifswald wurden nach der Wende stillgelegt und befinden sich seit einem Vierteljahrhundert im Prozess des Rückbaus. Noch in diesem Jahr wurden wieder 100 neue Stellen für Rheinsberg ausgeschrieben. Der Rückbau der beiden Anlagen gestaltet sich enorm komplex, denn die Kontamination von grossen Teilen der Bausubstanz konnte im Voraus nicht abgeschätzt werden. Viele Abläufe müssen deshalb quasi massgeschneidert kreiert werden. Nun lassen sich diese Erfahrungen nicht einfach so auf die schweizerischen AKW umlegen, es handelt sich auch um unterschiedliche Reaktorentypen. Dennoch kann auch für die hiesigen Verhältnisse als sicher gelten, dass der Ausstieg für Jahrzehnte Arbeitsplätze in den AKW selbst schaffen wird, und zwar auch Arbeitsplätze für hochqualifizierte Fachkräfte.

2000 weniger, 8000 mehr

Zurück zur ZHAW-Studie: Diese rechnet im günstigsten Fall bei Annahme der Ausstieg-Initiative und dem kompletten Ersatz des Atomstroms durch solchen aus Erneuerbaren Energien bis im Jahr 2029 einerseits mit dem Verlust der rund 2000 Arbeitsplätze in den fünf Kernkraftwerken, andererseits mit rund 8000 neuen Arbeitsplätzen im Bereich der Erneuerbaren Energien. Sofern die Initiative abgelehnt wird, muss mit einer Laufzeit der AKW von gut 60 Jahren gerechnet werden. Auch dann käme es zum Stellenabbau, hingegen schätzt die Studie in diesem Fall den positiven Arbeitsmarkteffekt sehr viel geringer ein. Er läge nur bei 2000 Stellen netto, sofern die Energiestrategie 2050 auch wirklich umgesetzt wird. Auch hier sind die Arbeitsplätze im Rückbau nicht eingerechnet. Die Autoren der Studie sind übrigens überzeugt, dass der Ausstieg selbst bei Ablehnung der Energiestrategie noch einen positiven Arbeitsmarkteffekt hat. Denn auch dann müsste ein minimaler Ausbau bei der Photovoltaik stattfinden und dieser würde immerhin noch 500 Stellen netto generieren.

Ohne übertrieben optimistisch zu sein - für Arbeit ist beim Ausstieg gesorgt!

Zuständig beim SGB

Reto Wyss

Zentralsekretär

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Reto Wyss
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