Wer die Geschlechtergleichstellung fördern und den Fachkräftemangel bekämpfen will, muss sich für mehr familienergänzende Kinderbetreuung einsetzen. Der SGB erwartet dieses Engagement vom Nationalrat. Die grosse Kammer wird das Geschäft "Finanzhilfen für Familienergänzende Kinderbetreuung" am 2. Mai beraten.
Es war eine Zangengeburt. Erst nach langem Hin und Her hat sich der Ständerat in der Frühlingssession zu den Finanzhilfen für familienergänzende Kinderbetreuung bekannt. Der Bundesrat will mit den dafür vorgesehenen 100 Mio. Franken einerseits die Elternbeiträge an die familienergänzende Kinderbetreuung senken, andererseits die Angebote besser auf die Bedürfnisse der Familien abstimmen. Eine sinnvolle Idee, wenn auch massiv mehr Geld nötig wäre dafür: OECD und UNO empfehlen, mindestens 1 Prozent des BIP in die familienergänzende Kinderbetreuung zu investieren - die Schweiz ist noch weit davon entfernt.
Trotzdem hat die Kommission des Nationalrates die Vorlage nur knapp mit 13 zu 11 Stimmen angenommen, und eine bedeutende Minderheit will das vorgesehene Budget auch noch halbieren. Doch wenn es dem Nationalrat ernst ist mit der Fachkräfteinitiative, muss er auf die Vorlage einsteigen und sie ausbauen statt abbauen.
Krippenkosten bei uns viel höher
Ein grosser Stolperstein für Frauen, die ihr Pensum aufstocken wollen, sind die hohen Krippenkosten. Dieser Umstand trägt massiv zum Fachkräftemangel bei. Die Schweiz hinkt hier dem europäischen Ausland meilenweit hinterher: Eltern in der Schweiz übernehmen einen eineinhalb bis zweieinhalb Mal so grossen Anteil der Kosten für die familienergänzende Kinderbetreuung wie Eltern in unseren Nachbarländern. Dies, obwohl die Plätze an sich in der Schweiz nicht teurer sind - die öffentliche Hand zahlt einfach massiv weniger daran. Wenn wir den Anschluss nicht verlieren wollen, müssen wir erwerbstätigen Eltern ein qualitativ gutes und zahlbares Angebot an Kinderbetreuungsplätzen zur Verfügung stellen.
Wichtiger Pfeiler der Gleichstellung
Wenn die Vorlage die Hürde Nationalrat nun auch noch nimmt, haben wir einen kleinen, aber wegweisenden Schritt in Richtung einer gerechteren Gesellschaft gemacht: Denn Massnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Ausbildung sind ein wichtiger Pfeiler in der Gleichstellungspolitik und Voraussetzung für eine faire Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern.