Endlich die Arbeit umverteilen

  • Gleichstellung von Mann und Frau
Artikel
Verfasst durch Regula Bühlmann

Schweizerische Arbeitskräfteerhebung zur unbezahlten Arbeit 2016

Frauen und Männer arbeiten in der Schweiz gleich viel, doch Frauen den Grossteil unbezahlt. Sind Kinder da, verschärft sich das Problem. Zeit für eine Umverteilung.

Die neuesten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BfS) zeigen, dass Frauen und Männer in der Schweiz gleich fleissig sind: Beide arbeiten pro Woche im Schnitt knapp 47 Stunden. Allerdings arbeiten Frauen ungefähr zwei Drittel dieser Zeit ohne Bezahlung, während Männer für drei Fünftel ihrer Arbeitszeit Lohn erhalten. Die unbezahlte Arbeit, insbesondere die Haus- und Familienarbeit ist also nach wie vor eine Frauendomäne.

Seit 2010 ist der Unterschied etwas kleiner geworden: Die Erwerbsarbeit von Frauen hat um eine auf wöchentlich 16,6 Stunden zugenommen, während Männer ihr Erwerbspensum um 0,8 Stunden auf 27,3 Stunden reduziert haben und dafür 1,7 Stunden mehr in Haus- und Familienarbeit investieren. Schön und gut, doch ist das viel zu langsam, um in absehbarer Zeit auf eine ausgeglichene Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit hoffen zu können.

Achtung, Kinder!

Besorgniserregend ist insbesondere, was passiert, wenn Kinder kommen. Für beide steigt die wöchentliche Arbeitsbelastung massiv, auf 69,6 Stunden für Frauen und 68,8 Stunden für Männer. Bei Müttern sinkt die Erwerbsarbeit leicht, bei Vätern steigt sie massiv. Für die Kinderbetreuung investieren Mütter anderthalb Mal so viel wie Väter, für die Hausarbeit doppelt so viel. Väter wollen Zeit mit ihren Kindern verbringen und pflegen die Beziehung zu ihnen – das ist gut. Die Hausarbeit bleibt aber nach wie vor an den Frauen hängen.

Und wenn Frauen ihr Erwerbspensum aufstocken, springen nicht etwa die Männer in die Bresche sondern andere Frauen zu oft miserablen Arbeitsbedingungen. Hier muss der Staat gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen und Angebote des Service Public zahlbar und bedarfsgerecht zur Verfügung stellen.

Nicht nur Quality Time für Väter

Die dann verbleibende Haus- und Familienarbeit müsste wie die Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern fair verteilt werden. Die Männer müssen ihren Anteil in allen Bereichen unbezahlter Arbeit erhöhen, nicht nur bei der Quality Time mit den Kindern, die Frauen ihr bezahltes Arbeitspensum aufstocken. Dafür wäre es sinnvoll, die Arbeit neu zu verteilen und die Normarbeitszeit zu kürzen, wie es die SGB-Frauenkommission seit Jahren fordert. So hätten Männer Zeit, sich um Haushalt, Kinder und Angehörige zu kümmern. Und Frausein wäre kein Armutsrisiko mehr.

Zuständig beim SGB

Julia Maisenbacher

Zentralsekretärin

031 377 01 12

julia.maisenbacher(at)sgb.ch
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