Zu tiefe Löhne im Detailhandel, zu viel Sparen in den Kantonen

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Verfasst durch Ewald Ackermann

Zwei neue SGB-Dossiers

Der SGB hat zwei neue Dossiers veröffentlicht. Nr. 98 stellt im Detailhandel trotz Produktivitätsschub eine nur schwache Lohnentwicklung fest. Nr. 99 analysiert die Sparmassnahmen in den Kantonen.

Im Detailhandel, einer der grössten Branchen der Schweiz, arbeiten rund 320‘000 Personen. Rund 47‘000 (=14 %) haben einen Lohn von unter 22 Franken/Stunde. Mehr als die Hälfte von ihnen hat eine Berufslehre gemacht. Besonders betroffen sind Frauen. Knapp 39‘000 (=16 Prozent der weiblichen Beschäftigten) arbeiten zu einem Lohn von weniger als 22 Franken. Bei den Männern sind es 8‘000. Ein beträchtlicher Teil des Tieflohnproblems dürfte auf die Lohndiskriminierung der Frauen gegenüber den Männern zurückzuführen sein.

Soweit der Ist-Zustand. Die SGB-Studie weist aber auch nach, dass die Besitzer von grossen Ketten im Kleider- und Schuhhandel oft Milliardäre sind. Zudem untersucht sie im Detail, wie in dieser Branche in den letzten Jahren mehr Geld verdient wurde. Die Studie belegt dabei: Die Produktivitätsanstiege wurden nicht korrekt an die Angestellten weiter gegeben, Lohnerhöhungen sind überfällig.

Daniel Lampart und Daniel Kopp: Der Detailhandel. Schwache Lohnentwicklung trotz Produktivitätsschub. 33 S. SGB-Dossier 98.

Kantone auf fahrlässigem Sparkurs

Die Mehrheit der Schweizer Kantone plant Sparmassnahmen. Aus ökonomischer Sicht sind diese Sparpakete jedoch fragwürdig. Die Kantone stehen nämlich finanziell besser da, als von ihren Regierungen dargestellt. Das neue SGB-Dossier weist diese Fakten nicht nur analytisch nach, sondern belegt auch, dass da, wo tatsächlich grössere Defizite drohen könnten, diese im Wesentlichen die Folge von Steuersenkungen und unnötig tiefen Steuern sind. Die finanzielle Lage dieser Kantone sei grundsätzlich gut. Lücken zwischen den Ausgaben und den Einnahmen könnten mit einer Korrektur der gemachten Steuersenkungen geschlossen werden.

Daniel Lampart und Anna Tanner: Fragwürdige und schädliche Sparmassnahmen in den Kantonen. Eine ökonomische Analyse. 31 S. SGB-Dossier 99.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Premier secrétaire et économiste en chef

031 377 01 16

daniel.lampart(at)sgb.ch
Daniel Lampart
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