Wenn wir Arbeitnehmende zusammenstehen und unsere Interessen gemeinsam vertreten, können wir viel erreichen. Zum Beispiel im Betrieb: Mit einem Streik hat die Redaktion der Schweizer Nachrichtenagentur SDA die Direktion gezwungen, die Kündigungen aller über 60jährigen RedaktorInnen rückgängig zu machen.
Zusammenstehen lohnt sich auch in einer ganzen Branche: Mit einer vorbildlichen Mobilisierung und Warnstreiks gelang es den Bauarbeitern nicht nur, ihr Rentenalter 60 zu retten und abzusichern, sondern gleichzeitig auch noch eine seit langem verdiente Lohnerhöhung zu erkämpfen.
Auch in der Politik können wir Arbeitnehmende viel bewegen, wenn wir solidarisch für unsere gemeinsamen Interessen einstehen: Nur dank dem harten Auftreten der Gewerkschaften steht in der Debatte über das Rahmenabkommen Schweiz-EU endlich die Sicherung des Lohnschutzes, die Sicherung der Flankierenden Massnahmen im Zentrum.
Angriffe auf den Lohnschutz
Doch wir wissen genau: Vielen aus Arbeitgeberkreisen, der Wirtschaft und der Politik war Lohnschutz schon immer ein Dorn im Auge. Sie stellen sich heute auf die Seite der süddeutschen Gewerbler und der Ideologen in der EU-Kommission, die unseren Lohnschutz abbauen und die schwachen EU-Regeln durchsetzen wollen. Wir Gewerkschaften stehen ein für die Personenfreizügigkeit. Sie ist eine Errungenschaft und schützt die Arbeitnehmenden, woher auch immer sie kommen vor Diskriminierung. Aber nur, wenn sie an einen starken Lohnschutz gekoppelt ist. Wir wollen Löhne statt Grenzen schützen. Dabei muss der Lohnschutz verbessert werden. Denn die Kontrollen zeigen: Die Missbrauchsquote ist hoch, viele Unternehmen zahlen keine Schweizer Löhne oder schummeln sonstwo. Klar ist: Es braucht MEHR statt weniger Lohnschutz. Nur gemeinsam können wir den von Grosskonzernen unterstützten Angriff von Bundesrat Cassis auf unseren Lohnschutz abwehren.
Zusammenstehen und gemeinsam kämpfen zahlt sich gerade bei den Löhnen direkt aus: In den letzten zwanzig Jahren ist es uns Gewerkschaften gelungen, die untersten Löhne deutlich anzuheben. Die Früchte unserer erfolgreichen Kampagnen gegen Tieflöhne und für einen Mindestlohn von 4000 Franken rühmen teilweise sogar die Wirtschaftsliberalen, wenn sie nämlich darauf verweisen, dass sich in der Schweiz die Schere zwischen den tiefen und hohen Löhnen weniger stark geöffnet hat als anderswo.
Doch an der Lohnfront bleibt vieles im Argen. Während die Löhne der Top-Manager wieder in astronomische Höhen klettern wie vor Ausbruch der Finanzkrise, stagnieren die Reallöhne der Normalverdienenden seit zwei Jahren. Oft gab es nicht einmal mehr den Teuerungsausgleich – offensichtlich nur allzu gerne haben die Arbeitgeber dieses Prinzip während der Jahre der Nullteuerung vergessen und über Bord geworfen. Klar ist: Es ist Zeit für MEHR Lohn.
Zeit für den Frauenstreik
Das gilt ganz besonders für Frauen: Ihre Löhne hinken immer noch hinter jenen der Männer her. Seit 1981 ist die Gleichstellung von Männern und Frauen zwar in der Verfassung verankert und seit 1996 im Gesetz. Trotzdem hapert es an vielen Orten, nicht nur beim Lohn. Das Gros der Arbeit zu Hause wird von den Frauen geleistet. Als Arbeit wird das weder anerkannt noch wertgeschätzt. Die Folge sind miese Einkommen und tiefe Renten. Bei den Kinderbetreuungs- und Pflegeangeboten wird gespart. Auf Kosten der Frauen, die die Lücke füllen. Und noch immer ist sexuelle und sexistische Gewalt verbreitet. Klar ist: Es braucht MEHR Lohn, Zeit und Respekt für die Frauen. Deshalb ist es Zeit für den Frauenstreik vom 14. Juni.
Zusammenstehen und gemeinsam kämpfen müssen wir auch gegen den Verlust unserer Kaufkraft. Zum Beispiel wegen der stetig steigenden Krankenkassenprämien. Der Bundesrat hatte versprochen, dass sie 8 Prozent eines Haushaltsbudgets nicht übersteigen sollen. Doch heute bezahlen wir oft viel mehr. Denn die Kantone sparten und standen bei den Prämienverbilligungen auf die Bremse. Teilweise haben sie sie sogar gekürzt. Klar ist: Es braucht MEHR Prämienverbilligungen. In einem ersten Schritt muss die Prämienbelastung auf 10 Prozent gesenkt werden, wie es die vom SGB unterstützte Prämien-Entlastungs-Initiative verlangt.
Stark unter Druck ist auch die Kaufkraft künftiger RentnerInnen: In den letzten Jahren sanken die Pensionskassen-Neurenten stetig. Doch ausser dem SGB und seinen Verbündeten ignorieren die politischen Akteure die soziale Sprengkraft dieser Situation. Statt über die Rentenhöhe reden sie lieber über die Demografie und ein höheres Rentenalter für alle. Klar ist: Es ist Zeit für MEHR Rente. Dazu braucht es höhere AHV-Renten, damit auch die nächste RentnerInnen-Generation anständige Renten hat.
Die Zeiger neu ausrichten
Zusammenstehen, gemeinsam kämpfen, das heisst es auch gegen die Angriffe auf unsere zentralen Grundregeln zum Schutz der Arbeitnehmenden. Gerne rühmt der Arbeitgeberverband gegenüber ausländischen Medienschaffenden das Schweizer Arbeitsrecht als äusserst flexibel und liberal. Dennoch wollen die gleichen Kreise jetzt auch noch Arbeitszeiterfassungspflicht, Ruhezeiten und Höchstarbeitszeiten schleifen. Klar ist: es braucht MEHR statt weniger Zeit zum Leben. Wir Gewerkschaften werden derartige Angriffe vehement bekämpfen. Und einfordern, was schon lange angezeigt ist: 5 Wochen Ferien für alle.
Damit ist klar: Die Zeiger müssen neu ausgerichtet werden. Es ist Zeit für MEHR Lohn, MEHR Rente, MEHR Lohngerechtigkeit, MEHR Gleichstellung, MEHR Prämienverbilligungen, MEHR Lohnschutz und für MEHR Zeit für uns selber. Kurzum fordern wir: MEHR ZUM LEBEN.