Kein Torpedo gegen Verkehrsverlagerung

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Verfasst durch Ewald Ackermann

SGB sagt Nein zur zweiten Gotthardröhre

Der SGB unterstützt die Politik der Verlagerung des Transports von der Strasse auf die Schiene. Der Bau eines zweiten Gotthard-Strassentunnels unterminiert diese von den Stimmenden wiederholt befürwortete Politik. Deshalb lehnt der SGB den zweiten Strassentunnel ab.

Es gibt wohl keinen zweiten Staat, der so viel investiert hat, um aus ökologischen Gründen den Verkehr möglichst von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. Und in dem dieser Kurs vom Volk getragen wird. Deshalb haben die Stimmberechtigten der NEAT zugestimmt, einem gewaltigen Infrastrukturprogramm, das bald abgeschlossen sein wird. Seit 2007 fahren wir mit der Bahn und damit umweltfreundlich durch den Lötschberg-Basistunnel, ab diesem Juni werden wir das auch durch den Gotthard-Basistunnel tun können, 2020 wird der Ceneri-Basistunnel eröffnet. Lastwagen können damit die Alpen auf dem Zug queren. Und genau das haben die Schweizer/innen gewollt und dem Schutz der Alpen vor überbordendem Transitverkehr zugestimmt.

Ganz bauen - halb nutzen?

Diese nachhaltige Politik ist nun bedroht. Weil der Gotthard-Strassentunnel saniert werden muss, hat das Parlament beschlossen, eine zweite Strassenröhre zu bauen. Die zuständige Bundesrätin und weitere Befürworter versprechen nun, nach Abschluss der Sanierung die beiden Strassenröhren nur einspurig zu betreiben. Das ist aber kaum glaubwürdig. Wenn man eine Reserve anlegt, dann wird sie in der Not auch gebraucht. Und Not herrscht schnell, wenn man um die Reserven weiss. Dreimal so richtig ärgerlich langer Ferienstau im Urnerland oder im Tessin - und jede noch so widerstandswillige Regierung knickt ein. Denn wer wird schon einsehen, dass man sich bei leeren, aber geschlossenen Fahrbahnen im Schritttempo durch den engen Korridor nebenan zwängen soll.

Verlagerung umsetzen und nicht kippen

Also: wird die zweite Röhre gebaut, dann werden früher oder später alle vier Spuren geöffnet. Das aber würde eine Reduktion des Alpentransitverkehrs auf der Strasse verunmöglichen. Mit der NEAT stehen genügend Kapazitäten zur Verfügung, um während der Sanierung die Nord-Süd-Verbindung zu gewährleisten und die mit der Annahme der Alpen-Initiative beschlossene Verlagerung endlich umzusetzen. Das gilt auch für das Tessin. Die meisten dort tätigen Gewerkschafter/innen sehen das so. Der SGB hat übrigens sein Nein zur zweiten Gotthardröhre bereits am Kongress 2014 beschlossen - auf Antrag des Gewerkschaftsbundes Tessin. Dieser gab zu bedenken: "Eine spätere Öffnung aller vier Spuren wird sämtliche Dämme gegen einen überbordenden Strassenverkehr brechen lassen, mit verheerenden Folgen für den Tessin und dessen Bevölkerung."

Anderswo sinnvoller

Wer heute zur Arbeit pendelt, verliert in Autokriechschlangen seine Zeit oder muss sich in überfüllte Züge quälen. Deshalb braucht es dringend Investitionen in den ÖV der Agglomerationen. Das ist nah an den Bedürfnissen der Menschen. Aber das Geld, das man unsinnigerweise am Gotthard verbohrt haben sollte, wird dann dazu fehlen...

Zuständig beim SGB

Reto Wyss

Zentralsekretär

031 377 01 11

reto.wyss(at)sgb.ch
Reto Wyss

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