Kasinowirtschaft schliessen

  • Gewerkschaftspolitik
Artikel
Verfasst durch Jean Christophe Schwaab, SGB-Zentralsekretär

„Raus aus der Krise – und hin zu weltweiter Gerechtigkeit“. Unter diesem Motto fand Ende Juni 2010 der 2. Kongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) statt. Auch eine kleine SGB-Delegation war dabei.

Es waren fünf arbeitsreiche Tage in Vancouver, Kanada. Denn die IGB-Delegierten hatten sich die Aufgabe gestellt, eine gewerkschaftliche Antwort auf die Weltwirtschaftskrise zu geben. Die erste und gewichtigste Forderung des IGB ist jene nach einer Regulierung der Finanzmärkte und nach einer Bändigung des Kasinokapitalismus, dies insbesondere durch Einführung einer Steuer auf Finanztransaktionen. Der Kongress behandelte aber auch andere Themen, wie sie den Gewerkschaften in allen Ländern unter den Nägeln brennen: Respekt der Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte, Anspruch auf Kollektivverhandlungen, Kampf für würdige Arbeit und gegen Dumping, gegen Diskriminierung und für Gleichstellung, Verteidigung des Service public, des Friedens und der Demokratie. Gefordert wurden auch ein grüner Technologiewandel und entschiedenes Vorgehen gegen den Klimawandel.

Gewerkschaftliche Antwort auf Globalisierung

Die Gründung des IGB war die Antwort der Gewerkschaftsbewegung auf die Globalisierung. Ob es uns gefällt oder nicht: Diese entwickelt sich immer mehr – und zumeist gegen die Interessen der Arbeitnehmenden. Deshalb ist es wichtig, dass die Gewerkschaften gegenüber wichtigen internationalen Organisationen wie der IAO, dem IWF oder der WTO geeint auftreten. Dasselbe gilt für „Clubs“ wie die G8 oder G20, die doch, auch wenn man ihre Legitimität bezweifeln darf, gewichtige Beschlüsse mit weitreichenden Konsequenzen für die Arbeitnehmenden treffen. In all diesen Verhandlungen stellt der IGB einen Trumpf dar. Natürlich ist eine solche Dachorganisation auf Weltebene zuweilen schwerfällig. Dennoch: der IGB hat sich am internationalen Verhandlungstisch als solid und glaubwürdig etabliert. 

Nicht nur im Kongresssaal

Die Kongressdelegierten haben jedoch nicht nur debattiert. Sie nahmen auch an Aktionen teil. Am Welttag für den Service public beteiligten sie sich an der entsprechenden Manifestation. Zudem unterstützten sie an Ort und Stelle die Hotelangestellten in Vancouver, die sich in schwierigen Kollektivverhandlungen befinden. Viele Abgeordnete begaben sich auch zum Flughafen, um da die Angestellten des Autovermieters Hertz zu unterstützen. Diese befinden sich seit 4 Monaten im Streik und wehren sich so gegen eine Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen. Zudem beteiligten sich manche Delegierten an einer Unterschriftensammlung gegen Kinderarbeit, die in gewissen Provinzen Kanadas ab Alter 12 noch zugelassen ist.  

Wer ist der IGB?

Der IGB wurde 2006 gegründet. Er ist eine Fusion der früheren Organisationen IBFG (freie Gewerkschaften), CMT (christliche Gewerkschaften) und 8 weiterer nationaler Gewerkschaftsbünde. Mit dem IGB treten die Gewerkschaften nun auf der internationalen Bühne mit geeinter Stimme auf. Der IGB zählt aktuell 312 Mitgliedorganisationen aus 156 Staaten. Von Seiten der Schweiz ist nur der SGB Mitglied des IGB. Er repräsentiert 176 Mio. zahlender Mitglieder. Sein zentraler Sitz ist in Brüssel, regionale Sekretariate befinden sich in Lomé (Togo), Amman (Jordanien), New York, Washington, Genf und Kowloon (Hong Kong).

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

031 377 01 16

daniel.lampart(at)sgb.ch
Daniel Lampart
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