Bekanntlich haben die Vorbereitungen der FIFA WM 2010 in Südafrika wirtschaftliche Dynamik ausgelöst und zu grossen Bauaktivitäten geführt. Auch in diesem Land wollen die Gewerkschaften faire Arbeitsbedingungen bei der Erstellung der WM-Infrastruktur. Dafür soll sich die FIFA im Rahmen ihrer Möglichkeiten einsetzen. Der Handlungsbedarf ist unbestritten: zu tiefe Löhne, prekäre Arbeitsbedingungen und ungenügend eingehaltene Arbeitsschutzbestimmungen sind verbreitet. Dank dieser gemeinsamen Kampagne[1] in Südafrika konnten die Gewerkschaften innerhalb von zwei Jahren
- den gewerkschaftlichen Organisierungsgrad auf den WM-Baustellen von 10 auf 35% erhöhen und
- deutliche soziale Fortschritte erzielen, nicht nur im Lohnbereich (u.a. Erhöhung der Mindestlöhne bei Subunternehmen und der Spesenentschädigungen), sondern auch bezüglich Einhaltung der gesetzlichen Arbeitsschutzbestimmungen und Verbesserungen der vertraglichen Abmachungen (wie die Einführung von Arbeitssicherheitsbeauftragten).
Treffen mit FIFA-Präsident Blatter wirkt
Am 11. März 2008 hat eine Delegation von Spitzenvertretern von NUM, BCAWU und SABAWO unter Leitung der BHI den FIFA-Präsidenten Josef Blatter in Zürich getroffen. In der Folge hat sich der mächtige Weltfussballverband klar positioniert: „Die FIFA ist sich ihrer sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung im Zusammenhang mit der WM 2010 in Südafrika bewusst und nimmt diese Verantwortung auch wahr. Die FIFA hat alles Interesse daran, dass die gesetzlichen Bestimmungen beim Bau der Stadien eingehalten werden und faire Arbeitsbedingungen auch für Bauarbeiter gelten“. Deshalb kann die BHI nunmehr die Stadien Soccer City (Johannesburg) sowie Green Point (Cape Town) und Moses Mabhida (Durban) in Begleitung des FIFA LOC inspizieren.
Unsere Botschaft gegenüber der FIFA-Spitze war klar: Wenn sie legitimerweise Ansprüche an die WM-Infrastruktur einfordert, verlangen wir unsererseits einen gerechten sozialen Standard für die Arbeitnehmenden, die diese Infrastruktur erst bauen und dann bedienen. Und zwar in der täglichen Praxis am Arbeitsplatz, nicht nur auf geduldigem Papier. Da, wo die Rechte der Arbeitnehmenden verletzt werden, ziehen wir die „Rote Karte“!
Ansteckender Erfolg
Wir wollen mit unserer Kampagne „Fair Games – Fair Play!“ zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und damit auch die Solidarität zwischen den Baugewerkschaften aus einem symbolträchtigen Land des Südens und aus Europa durch eine praktische Zusammenarbeit festigen sowie die Arbeitsbedingungen schrittweise nach oben harmonisieren.
Zur Halbzeit unserer Kampagne können wir schon jetzt auf beiden Ebenen von einer „Erfolgsstory“ sprechen. Natürlich steht unseren südafrikanischen Freunden die Herausforderung bevor, die erzielten Fortschritte nach Ende der WM-Bauarbeiten in einen nachhaltigen Prozess umzuwandeln. Das wird sicher nicht einfach sein. Aber die positive Dynamik hat die BHI veranlasst, vor zwei Monaten eine neue, ähnliche Kampagne im Hinblick auf die UEFA EURO 2012 in Polen und der Ukraine zu lancieren. Und die brasilianischen BHI-Verbände überlegen sich ernsthaft, ein vergleichbares Projekt im Hinblick auf die FIFA WM 2014 auf die Beine zu stellen. „Best practices“ sind ansteckend – eine ermutigende Botschaft.
[1] Die Kampagne beruht auf einer beispielhaften Kooperation zwischen der BHI und mehreren europäischen Baugewerkschaften (darunter mit besonderem Engagement die schweizerischen und schwedischen Mitgliederverbände) einerseits, und den südafrikanischen Mitgliederverbänden NUM, BCAWU und SABAWO anderseits.