„Wie konnte im November 2011 ein links stehender Politiker wie Paul Rechsteiner Ständerat werden? Und das ausgerechnet in der konservativen Ostschweiz?“ Diese Frage sucht Ralph Hug, Freund und Wahlkampfunterstützer von Paul Rechsteiner, in einem Buch zu beantworten.
„Eine andere Wahl ist möglich“ ist eine Reportage, erzählt aus der engagierten Perspektive des massgeblich Beteiligten. Das Buch erzählt, wie und mit welchen Inhalten Paul Rechsteiner antritt, wie eine Schar von Getreuen ihn trägt, wie sie zusammen ihren Wahlkampf basisnah und thementreu führen, wie der eine Gegner, die CVP, plötzlich sehr viel Schwäche zeigt, wie die Linke Aufwind und Unterstützung aus anderen Lagern bekommt und wie schliesslich die Sensation eintritt, ein Resultat, das noch wenige Monate zuvor nur unverbesserliche Optimisten für möglich gehalten haben. Das alles ist wohltuend einfach und spannend, aus der Erlebnisperspektive, erzählt. Und manchmal kriegt man sogar etwas Geschichtliches mit auf den Weg, etwa zu Schänis und der Gründung der modernen Schweiz, Geschichtliches, das das „Team Rechsteiner“ nicht als blossen Propagandaakt in die Werbung integriert, sondern als den Anspruch, dem man sich historisch und moralisch verpflichtet fühlt.
Und die Antworten auf die Fragen? – Es sind wohl drei Bündel.
Da ist zuerst einmal der Kandidat selbst, der für ein Programm steht. Für gute Löhne und gute Renten, für Menschenrechte. Der kein Entertainer ist, sondern unbeirrt gegen soziales Elend und für soziale Würde antritt, auf allen Ebenen. Und damit überzeugen kann, nah gegen die Mehrheit hin. Der, mit beiden Beinen im Boden der Wirklichkeit verwurzelt und den Kopf hoch im Himmel der Ideale, fühlt, dass der Moment der Wende gekommen sein könnte.
Da ist zum zweiten die Gemeinschaft, die ihn stützt. Da entsteht reziproke Bewegung. „Einer für alle“, hiess ein Wahlkampfplakat. „Alle für einen“ würde auch gehen. Nicht als Starkult: die soziale Frage kristallisiert sich in einer Wahl und damit notwendig in einer Person. Eine verschworene Gemeinschaft von Helfenden, aus unterschiedlicher Herkunft, vielfach öffentliches Engagement praktizierend: Gewerkschafter, SPler, Intellektuelle, Künstler, Jugendliche, Frauen, Kirchennahe, Christlichsoziale, die über ihren Schatten springen…
Da ist zum dritten die Schwäche des einen Gegners, die, zerstritten, personelle Fehlentscheide trifft und kein soziales Gespür zeigt.
Paul Rechsteiner hat seit seiner sensationellen Wahl in den Ständerat verschiedentlich angetönt, dass die Rückgewinnung der Agglomerationen nicht nur im St. Gallischen sondern – eigentlich viel leichter – auch in Wallisellen und Brüttisellen möglich sein müsste. Dazu müssten aber – irgendwie – die drei oben erwähnten Faktoren, zumindest die zwei ersten, erfüllt sein…
Dass das möglich ist, weiss der Schreibende aus eigener lange zurück liegender Erfahrung: 1979 gelang, bei vielerlei Unterschieden im Detail, aber gesamthaft doch vergleichbar, Otto Piller, unterstützt ebenfalls von einer Schar von Überzeugten, die an ihre historische Chance glaubten, im stockkonservativen Deutschfreiburg der Einzug ins Stöckli.
Das Buch zum Einzug von Paul Rechsteiner in den Ständerat ist im Fachhandel erhältlich:
Ralph Hug: Eine andere Wahl ist möglich. Wie Paul Rechsteiner Ständerat wurde. Rotpunktverlag, Zürich 2012. ISBN 978-3-85869-489-8