Unia hat sich zum 10. Geburtstag ein farbiges Lesebuch geschenkt. Als Autoren zeichnen vor allem eigene führende Leute. Dennoch ist das Werk kein scheuklappenartig verengtes Loblied auf die selbst gestaltete Geschichte. Es zeigt, dass einiges in Fahrt kam in den letzten 10 Jahren.
Unia ist heute, 10 Jahre nach der Gründung, im ganzen Land bekannt. Die roten Fahnen sind ein Markenzeichen geworden, ein Zeichen für „Sie wehren sich“.
Das Geburtstagbuch zeichnet nach, warum es zu dieser grössten Fusion in der schweizerischen Gewerkschaftsgeschichte gekommen ist. In der krisengebeutelten Schweiz der 90er Jahre reifte in einigen Köpfen sowohl der GBI wie auch des SMUV eine Einsicht, nämlich die, dass ein nachhaltiges Eindringen der Gewerkschaften in den Tertiärbereich ausserhalb der angestammten Bereiche (Kommunikation, Transport, öffentlicher Sektor) nur mit vereinten starken Kräften möglich sei. Das war ein radikaler Schnitt mit der Vergangenheit – und mit der ideologischen Reinheit. Denn er eröffnete eine Zusammenarbeit von zwei Gewerkschaften, die sich zuvor lange sehr reserviert gegenüber gestanden waren. Deren Frucht: zuerst die Gründung einer neuen Dienstleistungsgewerkschaft, der sogenannten „klein unia“, dann schliesslich die Fusion zur Unia, bei welcher auch die traditionsreiche Gewerkschaft VHTL, die zu einem guten Teil ebenfalls in den Dienstleistungen tätig war, aufgenommen wurde.
Erfolgsgeschichte
2004, bei der Gründung, zählte Unia 25‘000 Mitglieder aus den Dienstleistungen. Heute hat sich die Mitgliederzahl aus diesen Sektoren verdoppelt. Ein Erfolg.
Ein zweites Ziel der Unia bestand darin, die Mobilisierungsfähigkeit der Gewerkschaft zu stärken. Das ist der Unia gelungen. Insbesondere ist es ihr gelungen, das Netz der Vertrauensleute weiter zu spannen. Das Buch belegt in mehreren Beiträgen diese Mobilisierungsfähigkeit sehr detailliert: Bei 70 Streiks und rund 30 Protestaktionen hat Unia während dieser 10 Jahre mitgewirkt.
Schliesslich hat die Unia auch eine höhere GAV-Abdeckung erreicht. Meilensteine sind da die Allgemeinverbindlicherklärung des Reinigungs-GAV, der neue GAV-Personalverleih sowie neue GAV im Detailhandel (etwa Kantone GE und NE sowie Stadt Lausanne).
In einem längeren Interview kommt SGB-Präsident Paul Rechsteiner zu Wort. Er würdigt vor allem, dass Unia fähig gewesen sei, durch das Vertrauensleuteprojekt einen emotionalen Kitt zu schaffen, der „die produktive Kraft des Zusammenschlusses“ erhöhe. Vom Interviewer angesprochen, ob der besondere Auftritt der Unia andere Gewerkschaften nicht störe, mahnt Rechsteiner zu einem „gereiften Umgang mit der eigenen Stärke“. Man müsse sich dessen bewusst werden, dass die grossen Projekte nur gemeinsam verwirklicht werden könnten. Insgesamt sei die Zusammenarbeit im SGB jedoch gut.
Diese Beiträge (und weitere zum internationalen Engagement, zum Personal) werden immer wieder durch Porträts von aktiven Mitgliedern und einen reichen Bild- und Dokumentationsteil durchbrochen. Das ergibt eine sehr lebendige, farbige und dennoch faktenreiche Lektüre. Und spiegelt, dass es dieser Gewerkschaft gelungen ist, auch basisnah Persönlichkeiten zu prägen, die dann ihrerseits die Organisation prägen.
Wir gratulieren!
Unia (Hrsg): Gewerkschaft in Bewegung. 10 Jahre Unia. Rotpunktverlag 2014. 144 S. Im Buchhandel oder im Unia-Webshop erhältlich.