Fronttransparent der Friedensdemo vom 2. April 2022 in Bern

Foto: © Aleksandra Zdravković

 

10'000 Menschen in Bern an eindrücklicher Kundgebung für den Frieden

  • International
Medienmitteilung

Am Samstag, 2. April, haben in Bern 10'000 Menschen für den Frieden in der Ukraine demonstriert. Sie forderten einen sofortigen Waffenstillstand und den Abzug der russischen Truppen sowie eine internationale Untersuchung der begangenen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen. Weiter verlangten die Teilnehmenden der Kundgebung humanitäre Unterstützung für Flüchtende sowie eine grosszügige und diskriminierungsfreie Aufnahme von Flüchtenden in der Schweiz. Speziell hingewiesen wurde auf die Situation von Frauen, da Krieg und die damit einhergehende Vertreibung die Gefahr sexualisierter Gewalt erhöhen. Zudem wurden harte Sanktionen gegen das Putin-Regime gefordert sowie eine rasche Verringerung der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas. Aussenpolitisch braucht es humanitäre Einsätze und eine aktive Friedenspolitik im Rahmen der OSZE und der UN-Charta.

Bei winterlichem Wetter marschierten die 10'000 Teilnehmenden von der Schützenmatte durch die Berner Altstadt zum Bundesplatz. Dort wurden sie von der Musik von Nadin Branitskaya und Victor Solomin empfangen. Die beiden Profimusiker:innen sind nach Kriegsausbruch geflüchtet und leben nun mit ihrer Tochter in der Schweiz. Die Klänge der ukrainischen Domra-Laute und der Gesang von Nadin Branitskaya bewegten die Anwesenden.

Die Kundgebung begann mit eine Live-Zuschaltung von Olesia Briazgunova, Vertreterin des Dachverbandes Freier Gewerkschaften in der Ukraine (KVPU). Eindrücklich schilderte sie die Situation vor Ort: «Ich spreche im Namen der Arbeiterinnen und Arbeiter, die während der Bombardements noch arbeiten müssen, oder sich in Luftschutzkellern in Sicherheit bringen wollen, im Namen des Medizinpersonals, das die Leben von Zivilisten und Soldaten rettet, und der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die humanitäre Hilfe leisten und Menschen aus den umkämpften Gebieten retten.»

Alexandra Karle, Geschäftsleiterin von Amnesty International Schweiz, plädierte für eine grosszügige und unkomplizierte Aufnahme von Flüchtlingen. Sie prangerte die russische Kriegsführung an: «Russland greift gezielt zivile Einrichtungen an und verwandelt Fluchtrouten in Todesfallen. Die Belagerung von Mariupol gleicht der Belagerung von Aleppo in Syrien. Die Überlebenden der zerstörten Stadt kauern in Kellern, ohne Strom, ohne Wasser, etwas zu Essen oder medizinische Versorgung.»

Hanna Perekhoda, Vertreterin der Unterstützungskomitees für das ukrainische Volk in der Westschweiz, rief dazu auf, dem Krieg den Geldhahn zuzudrehen: «Riesige Vermögen russischer Oligarchen befinden sich in Schweizer Banktresoren. Die beschlossenen Sanktionen müssen umgesetzt, die Gelder blockiert werden.»

Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-Reformierten Kirche und Sprecherin für die Kirchen und Religionen im Namen des Rates der Religionen, rief in eindringlichen Worten zum Frieden auf: «Frieden ist die Sehnsucht aller Menschen. Frieden auf Erden ist ein Ziel, das alle Religionen vereint. Friede fällt nicht vom Himmel. Er muss mit Kraft, Mut und Hingabe erarbeitet, erhalten und verteidigt werden. Täglich. Überall. Von uns allen.»

Die Regisseurin Anjelika Smirnova Oberholzer und die Journalistin Ekaterina Glikman gingen auf die Lage in Russland und die Situation der Russinnen und Russen im Ausland ein. Anjelika Smirnova Oberholzer beschrieb ihr Empfinden zu Kriegsbeginn: «Wir, kritisch denkende Russinnen und Russen, waren wie gelähmt. Dieses Regime hat den schlimmsten Albtraum herbeigeführt. Doch wir haben uns diesen Krieg nicht ausgesucht.  Wir wollen, dass der Krieg in der Ukraine aufhört.» Ekaterina Glikman hatte für die renommierte russische Zeitung «Novaja Gazeta» gearbeitet, die nach Kriegsausbruch aufgrund von Einschränkungen durch die Zensur ihr Erscheinen eingestellt hat. «Es braucht sehr viel Mut, in Russland die Wahrheit zu sagen. Wer das tut, geht ein grosses Risiko ein. Die ‘Novaja Gazeta’ hat einen hohen Preis für den Friedensnobelpreis bezahlt, den der Chefredaktor Dimitri Muratov letztes Jahr entgegennehmen durfte. Sechs Journalistinnen und Journalisten der Zeitung wurden umgebracht.» Sie schloss mit einem Aufruf, der in Russland nicht laut geäussert werden dürfte, und der allen Anwesenden aus dem Herzen sprach: «Нет войне! Nein zum Krieg!»

Moderiert wurde die Kundgebung von Benoît Gaillard vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB). Sie wurde mit einer Schweigeminute für die Opfer des Krieges beschlossen.

Die Kundgebung wurde von folgenden Organisationen getragen:

  • Gewerkschaften: SGB, SEV-Gewerkschaft des Verkehrspersonals, syndicom, Unia, VPOD, VPOD-NGO, Travail.Suisse, PVB
  • Religionsgemeinschaften: Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Schweizer Bischofskonferenz, Christkatholische Kirche der Schweiz, Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund (SIG) (Aufruf wegen Schabbat nicht möglich), Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS), Föderation islamischer Dachorganisationen (FIDS), Rat der Religionen
  • Parteien: EVP, EVP-Frauen und *jevp Schweiz, FDP.Die Liberalen und Jungfreisinnige, GRÜNE, Netzwerk Grüne Frauen und Junge Grüne, Grünliberale, GLP Frauen und Junge Grünliberale, Die Mitte, Die Mitte Frauen und Junge Mitte, SP, SP Frauen und JUSO
  • Zivilgesellschaft: Ukrainischer Verein, Amnesty International Schweiz, Schweizerisches Arbeiterhilfswerk, Solidar, Solifonds, SWISSAID, HEKS, alliance F, GSoA, Jungwacht Blauring Schweiz (Jubla), FriedensFrauen Weltweit (PWAG), NGO-Koordination post Beijing Schweiz, WILPF Schweiz, Bürger:innen-Komitee Frontex NEIN, WeCollect, cfd, Evangelische Frauen Schweiz, Feministisches Kollektiv Winterthur, Feministisches Streikkollektiv Zürich, grundrechte.ch, männer.ch, Pink Cross, Forum für Friedenskultur Ilanz. Frauen* für den Frieden, Frauenzentrale Zürich, IFOR Schweiz, NeSTU (Netzwerk Schweiz-Transkarpatien/Ukraine), Zeitschrift Neue Wege, Religiös-sozialistische Vereinigung (RESOS), Schweizerischer Friedensrat, Denknetz, LOS - Lesbenorganisation Schweiz, WOZ, Campax, Comités de soutien avec le peuple ukrainien et les opposant-e-s russes à la guerre Genève, Vaud, Fribourg, Comitato ticino contro la guerra in Ucraina e di solidarietà con la popolazione dell'Ucraina e con chi si oppone in Russia alla guerra di Putin, Secondas Zürich, Europäische Bewegung Schweiz, Ensemble à Gauche Genève, Basisgruppen-Bewegung Schweiz, VCS, ethik22 (Institut für Sozialethik), KAB, Libereco, Theologische Bewegung für Solidarität und Befreiung, Schweizerischer Verband für Frauenrechte, Pfadibewegung Schweiz, SAJV, Schweizerischer Katholischer Frauenbund, Milchjugend, RAZAM (Dialog Schweiz-Belarus), Pro Natura

Zuständig beim SGB

Luca Cirigliano

Zentralsekretär

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Luca Cirigliano
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