Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt präsentiert sich nicht so rosig wie erhofft. Nachdem sich die Lage im 2011 deutlich entspannt hatte, werden im laufenden Jahr wieder deutlich mehr Lehrstellen nachgefragt als angeboten: 96‘500 jungen Menschen auf der Suche nach einer Berufsausbildung in einem Betrieb, standen nur 92‘000 freie Lehrplätze bereit.
Das ist alarmierend. Nachdem die grossen Anstrengungen der letzten Jahre für den Ausbau des Lehrstellenangebots Früchte getragen haben, droht nun ein Rückschlag: Die schwächelnde Wirtschaft könnte viele Firmen dazu veranlassen, auf die Ausbildung ihres Berufs-Nachwuchses zu verzichten. Um zu verhindern, dass sich die Lage stark verschlechtert, müssen die in den Kantonen eingeführten Fördermassnahmen verstärkt werden.
Das grosse Interesse der jungen Menschen für eine Berufsausbildung ist erfreulich. Im Jahr 2012 interessierten sich im letzten obligatorischen Schuljahr 61% der Jugendlichen für eine Berufslehre. Die von den Firmen geforderten Fähigkeiten stimmen immer weniger mit jenen überein, welche die Jugendlichen mitbringen. Obwohl im laufenden Jahr die Nachfrage nach Lehrstellen deutlich grösser war als das Angebot, blieben nicht weniger als 7‘000 Plätze unbesetzt – die meisten von ihnen in anspruchsvollen, technischen Berufen. Begründet wird dies mit einem „Mangel an geeigneten Kandidaten“.
Ein Teil der bürgerlichen Politiker will deshalb den Zugang zu den Gymnasien erschweren. Für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund ist eine solche Zugangsbeschränkung unsinnig. Im Gegenteil: Um den steigenden Ansprüchen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden, muss der Zugang zur höheren Bildung auf allen Ebenen gefördert werden – auch in der Berufsbildung. Deshalb fordert der SGB die Wirtschaft auf, den begabten jungen Menschen bessere Perspektiven zu bieten und den Zugang zur Berufsmaturität im Rahmen der Lehre zu ermöglichen.
Auskünfte
- Véronique Polito, Zentralsekretärin, zuständig für Berufsbildung
079 436 21 29