Ein müde und gestresster Auszubildender

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Lernende werden vergessen

  • Bildung & Jugend
Medienmitteilung

Reaktion auf das Spitzentreffen Berufsbildung

Die Probleme der Lernenden sind unbestritten. Stress und historisch hohe Lehrabbrüche zeigen deutlich, dass die Berufslehre aufgewertet werden muss. Das heutige Spitzentreffen der Berufsbildung mit Bundesrat Parmelin hätte ein entscheidender Moment sein können, um Massnahmen zu verabschieden, die den Wert der Berufslehre stärken. Stattdessen werden die Lernenden erneut im Stich gelassen. Die vorgeschlagenen Schritte sind einseitig arbeitgeberorientiert, Verbesserungen für die Jugendlichen bleiben unbeantwortet.

Recht auf Erholung statt Dauerstress

Der Anteil der beruflichen Grundbildung an allen Abschlüssen der Sekundarstufe II ist rückläufig, besonders bei jungen Frauen. Wer diesen Trend brechen will, muss jene ernst nehmen, die mitten in der Ausbildung stehen. Mehr als die Hälfte der Lernenden leidet unter Stress und Erschöpfung, rund ein Viertel bricht die Lehre ab. Während der Druck hoch ist, bleiben Unterstützung und Kontrollen der kantonalen Lehraufsichten unzureichend. Viele berichten von mangelhafter Ausbildungsqualität, fehlender Betreuung und geringer Wertschätzung. Belastungen im Lehrbetrieb nennen sie als Hauptgrund für psychische Probleme. Diese Situation darf nicht weiter ignoriert werden.

Mangel bei Ausbildungsqualität, Betreuung und Gesundheitsschutz

Berufsbildnerinnen und Berufsbildner verfügen häufig über zu wenig zeitliche Ressourcen, um Lernende angemessen zu begleiten. Stress, Erschöpfung und Lehrvertragsauflösungen prägen für viele Jugendliche den Alltag. Die Mehrfachbelastung durch Arbeiten im Betrieb, Berufsfachschule, überbetriebliche Kurse und Lernen in der Freizeit hat sich verstärkt. Trotzdem schlägt das Spitzentreffen kaum Massnahmen vor, die auf Entlastung, bessere Begleitung oder verbindliche Qualitätsstandards abzielen.

Arbeitgeberperspektive dominiert

Die präsentierten Vorschläge konzentrieren sich fast ausschliesslich darauf, die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe zu fördern und Prozesse zu vereinfachen. Was fehlt, sind Antworten auf die zentralen strukturellen Probleme: verbesserte Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, besseren Gesundheitsschutz und ausreichende Erholungszeiten für Lernende.
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund kritisiert, dass Anliegen der Arbeitnehmerseite kaum berücksichtigt wurden. Hinweise auf Belastungen der Lernenden oder auf ungenügende Ausbildungsqualität wurden im Prozess teilweise als reputationsschädigend abgetan, statt als notwendige Grundlage für Verbesserungen. Eine Verbundpartnerschaft, die kritische Stimmen marginalisiert, nimmt ihre Verantwortung gegenüber den Jugendlichen nicht wahr.

Der SGB fordert konkrete Schritte für eine starke Berufslehre

Der SGB steht hinter der dualen Berufslehre als tragendem Pfeiler des Schweizer Bildungssystems. Doch die Lehre befindet sich in einer Krise. Um sie aufzuwerten, braucht es echte Verbesserungen für die Lernenden: mehr Ferien, klare Einhaltung von Ruhezeiten und Jugendarbeitsschutz sowie eine starke Qualitätssicherung mit häufigeren Kontrollen durch die Lehraufsichten, verbindlichen betrieblichen Standards und garantierten Zeitressourcen für Berufsbildnerinnen und Berufsbildner. Es braucht eine nationale Strategie zur Sicherung der betrieblichen Ausbildungsqualität.
 

Zuständig beim SGB

Nicole Cornu

Zentralsekretärin

031 377 01 23

nicole.cornu(at)sgb.ch
Nicole Cornu
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