Wie in den letzten Jahren üblich, hat Bundesrätin Leuthard Ende Oktober Sozialpartner und Kantone für eine Lehrstellenkonferenz, die fünfte ihrer Art, versammelt. Spezielles Thema war die Berufsbildung im Gesundheitswesen, insbesondere der Mangel an Fachkräften. Aus diesem Grund waren neben dem SGB auch VPOD und SBK eng an den vorbereitenden Arbeiten beteiligt.
Das Resultat der Konferenz[1] ist für den SGB positiv. Die Analyse der Lage und die meisten unserer Forderungen zum Personalmangel im Gesundheitswesen wurden von den anderen Teilnehmenden geteilt. Die Anwesenden waren sich einig, Verbesserungen anzupacken: bei der Werbung zur Schaffung von Lehrstellen, bei der Information für Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle, bei der Unterstützung von Menschen, die sich im Gesundheitswesen beruflich neu orientieren wollen und bei der Hilfe an Kantone, die Pilotprojekte für mehr Lehrstellen schaffen. Der SGB hat erreicht, dass einige der vom BBT vorgeschlagenen Massnahmen weiter gehen als vorgesehen, etwa bei der finanziellen Förderung von ausbildenden Unternehmen und bei den Anreizen für das Schaffen von Lehrstellen. Indessen ist der Druck auf das BBT, die Kantone und die Organisationen der Arbeitswelt (OdA Santé) aufrecht zu erhalten, damit die Absichten auch wirklich umgesetzt werden und dazu die nötigen Mittel gesprochen werden.
Auf dem Lehrstellenmarkt verschlechtert sich hingegen die Lage. Das zumindest legt der «Lehrstellenbarometer »[2] nahe, den das BBT gleichentags veröffentlichte. Das BBT spricht sehr euphemistisch von „Stabilität“, wo Vorsicht, wenn nicht gar Pessimismus angebracht wäre.
Feststellbar ist nämlich:
1. Die Zahl neuer Lehrstellen geht erstmals seit 2004 zurück. Der Rückgang ist zwar bescheiden (-1%), aber er könnte den Beginn einer Tendenz markieren, verursacht durch die Krise oder durch den demografischen Rückgang. Trotz letzterem ist festzustellen, dass die Zahl der Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen, viel höher ist als die Zahl der angebotenen Lehrstellen. Das zeigt, was der SGB seit Jahren sagt - und das BBT ebenso lang negiert: Die Demografie löst die Probleme nicht.
2. Die Zahl der Jugendlichen ohne Lösung nach der obligatorischen Schulpflicht steigt um 2000 Personen (+ 28%). Zwischen 2006 und 2008 ging diese Zahl zurück. Diese Jugendlichen sind zumeist Kandidaten für die Sozialhilfe. Aber das kümmert das BBT nicht gross…
3. Die Zahl der Jugendlichen in Warteschlagen und Zwischenlösungen mindert sich nur marginal (-2%), trotz guter Konjunktur in den vorangehenden Jahren und der „Entspannung“, die das BBT im Lehrstellenmarkt zu sehen glaubt. Die Zahl ist hoch: 21′000 Jugendliche. Die meisten von ihnen erscheinen in der Arbeitslosenstatistik des Seco nicht. Die tiefere Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren hat also den Zugang der Jugendlichen zu einer postobligatorischen Ausbildung nicht wesentlich verbessert.
In diesem Kontext bleiben die Forderungen des SGB (kantonale Fonds für die Berufsbildung in allen Kantonen, «Klinkenputzer» für mehr Lehrstellen in allen Branchen und nicht nur im Gesundheitswesen, 10'000 neue Plätze in Vollzeit-Berufsschulen, Basislehrjahr) leider aktuell.