Der am Mittwoch vom Bundesrat aufgegleiste indirekte Gegenvorschlag zur Stipendieninitiative reicht nicht, um die Probleme im Stipendienwesen wirksam zu lösen und für mehr Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung zu sorgen. „Der Gegenvorschlag ist eine schöne symbolische Geste, die aber bloss kosmetische Korrekturen bringt“, kritisiert Véronique Polito, die für Bildungsfragen zuständige SGB-Zentralsekretärin. „Echte materielle Verbesserungen plant der Bundesrat keine.“ Die Kantone sollen damit weiterhin selber bestimmen können, nach welchen (insbesondere: finanziellen) sie Stipendien oder Darlehen verteilen wollen.
Verbesserungen wären jedoch bitter nötig. Ein Blick in die Statistiken zeigt, dass die Gesamtausgaben für Stipendien zwischen 1990 und 2011 um 6 Prozent gesunken sind. Allein der Bund reduzierte seine Subventionen für Stipendien seit 1998 von über 100 auf noch 25 Mio. Fr. im Jahr 2011. Gleichzeitig haben aber in den letzten 20 Jahren die Studierendenzahlen auf Sekundarstufe II sowie im Tertiärbereich stetig zugenommen. Ausserdem führte die ausgebliebene Harmonisierung des Stipendienwesens zu einer krassen Ungleichbehandlung zwischen den Studierenden: Je nach Wohnort variiert der Umfang der Stipendien stark. „Für Jugendliche aus finanzschwachen Familien wird damit der Zugang zu einer Ausbildung zur Lotterie“, sagt VPOD-Präsidentin Katharina Prelicz-Huber. Dies gelte unabhängig davon, ob jemand eine berufliche oder eine allgemeine Ausbildung wählt.
Aus Sicht des SGB und seiner Verbände darf der Zugang zu höherer Bildung aber nicht von sozialer oder geographischer Herkunft geprägt sein. Angesichts des ungenügenden Gegenvorschlags bringt nur die vom SGB seit der Lancierung mitgetragene Stipendieninitiative konkret Besserung. Nur sie erfüllt das Ziel einer echten Stipendienharmonisierung und ermöglicht mehr Chancengleichheit. Der SGB und seine Verbände setzen sich deshalb auch in Zukunft für die Stipendieninitiative ein.
Auskünfte
- Véronique Polito, SGB-Zentralsekretärin für Bildungsfragen, 079 436 21 29
- Katharina Prelicz-Huber, Präsidentin VPOD, 076 391 79 15