Wie Hyänen haben sich die Medien auf die Forderung der Jugendsession bezüglich der Erhöhung des Rentenalters gestürzt. Eine gute Gelegenheit, die Anliegen der Gewerkschaften um ein tieferes Rentenalter und höhere Renten als anachronistisch abzutun. Ein wahrlich gefundenes Fressen, auch für die Bürgerlichen und Konservativen, welche den Jahrgangs-Champagner schon knallen liessen.
Unabhängig davon, ob die Forderung nach Erhöhung des Rentenalters politisch gefällt oder nicht, gilt es als erstes zu rühmen, dass sich junge Menschen während zwei Tagen mit der politischen Zukunft auseinandersetzen. Wahrscheinlich wurde auch erstmalig über die Altersvorsorge debattiert. Dies ist grundsätzlich zu begrüssen, und die Hoffnung eines aktiven nachhaltigen Einmischens der Jugend flammt damit wieder auf. Dass der Entscheid (93 gegen 72 Stimmen) nicht in die Stossrichtung der Gewerkschaften zielt, ist bedauerlich, aber angesichts der aktuellen Lage in Europa und den damit verbundenen Abbaudebatten teilweise auch nachvollziehbar.
Ich möchte hier aufrufen, die kurzgehaltene Forderung fertig zu lesen - inklusive der anderen Massnahmen. So fordern die Jungen etwa auch „die Förderung der berufsspezifischen Frühpensionierungen“ und auch „die Förderung von Teilzeitjobs um die Arbeitsfähigkeit auch im Alter und während der aktiven Mutterschaft zu gestalten“. Leider werden diese Massnahmen nicht im Detail ausgeführt. Mit Spannung würde ich aber die konkreten Vorstellungen und Ideen der Jugendlichen dazu hören.
Interessant wären die Reaktionen der Bürgerlichen zudem zu anderen Forderungen der diesjährigen Jugendsession. Die Nummer 12 will beispielsweise die Beziehungen der Schweiz zu multinationalen Unternehmen mit griffigen Massnahmen in ethischen und Menschenrechtsfragen verschärfen. Macht dies auch Freude, meine Damen und Herren der FDP? Oder die Forderung 11, wonach alle Fördergelder der Nuklearforschung in die Weiterentwicklung der erneuerbaren Energien fliessen sollen. Was meint da die SVP dazu? Oder die Forderung 6, wonach sich Städte vermehrt in die Höhe entwickeln sollen. Was würde dies für das Zubetonieren der ländlichen Gebiete bedeuten, werte CVP? Abschliessend noch die Forderung 2. Sie thematisiert die Leistungsgesellschaft und deren Auswirkungen auf die Gesundheit. „Die Jugendsession erkennt, dass der Leistungsdruck in der heutigen Gesellschaft zunimmt, insbesondere in der Arbeitswelt“, heisst es in der Einleitung dieser Petition. Und weiter meinen die jungen Menschen zu diesem Thema: „Stress und Überbelastung verursachen milliardenschwere Folgeschäden für unsere Volkswirtschaft und das Wohlergehen der Nation“. Damit würden sich die bürgerlichen Politikerinnen und Politiker wahrscheinlich noch mehr oder weniger einverstanden zeigen können. Die Petition fordert aber ein Drei-Säulen-Modell zur Stressbekämpfung. Manches liberal-konservatives Herz wird angesichts dieser Forderung wohl kurz aussetzen. Denn die erste Säule heisst Prävention und die zweite Evaluation. Mit der dritten Säule – der Repression – will die Jugendsession dafür sorgen, dass Firmen, die wiederholt und gravierend gegen die Auflagen zur Stress- und Überlastungsreduktion verstossen, mit finanziellen Sanktionen belangt werden. Damit schliesst sich der Kreis. Wütet der Neoliberalismus wie bis anhin, werden die Sanktionszahlungen der Wirtschaft so hoch sein, dass wir problemlos die Altersvorsorge finanzieren können und dies wahrscheinlich mit Rentenalter 60. Für Mann und Frau. Somit wird die Forderung 1 zur demografischen Alterung obsolet und alle Fragen sind beantwortet.