Nach wie vor und vor allem in städtischen Regionen ist es nicht leicht, eine Lehrstelle zu finden. Viele Jugendliche finden erst über lang andauernde Zwischenlösungen zu einer Berufsausbildung. Diese Not hat Profiteure auf den Plan gerufen, die einen neuen Dienstleistungszweig auf dem Rücken der Jugendlichen und ihrer Eltern aufgebaut haben. Diese Erfinder bieten Tests an, „Multicheck“, „Basiccheck“ oder ähnlich geheissen.
Teuer und unseriös
Diese Tests, von immer mehr Unternehmen, sogar öffentlichen, gefordert, sind teuer. Sie zu absolvieren, kostet zwischen 100 und 120 Franken. Das geht insbesondere dann ins Geld, wenn sich die Jugendlichen bei verschiedenen Unternehmen bewerben, die dann je einen anderen Test verlangen. Aber das Schlimmste an der Sache ist: Diese Tests sind alles andere als seriös. Sie ruhen zumeist auf einer Pseudo-Logik, haben kaum etwas mit den künftigen Berufsanforderungen zu tun und lassen auch keine tauglichen Folgerungen auf die für den Beruf verlangten schulischen Kompetenzen zu. Diese neue Testwelle verdrängt Schritt für Schritt die von den Berufsverbänden organisierten Eignungsteste, die über einen wirklichen Bezug mit dem Beruf verfügten und es erlaubt haben, die Voraussetzungen eines Lehrstellenbewerbers richtig einzuschätzen.
Und immer noch mehr
Und jetzt gibt es neu zu den Tests noch die Vorbereitungskurse auf die Tests. Die „Multichecks“ und Varianten haben eine solche Bedeutung angenommen, dass Privatschulen mittlerweile Kurse zum „Multicheck“-Training anbieten. Und auch dies gegen klingendes Geld. Und dann gibt es neu Kurse, die lehren wollen, wie man sich richtig bewirbt. Auch sie sind alles andere als gratis. Diese neuen verästelten Dienstleistungspakete können in ihrer Summe für Jugendliche, die sich alle Chancen auf eine Lehrstelle offen halten wollen, zu einer hohen finanziellen Belastung werden.
Was tun?
Diesem mit der Not spielenden Business ist ein Ende zu bereiten. Erste Regel: Wenn ein Unternehmen einen „Multicheck“ oder ähnliches verlangt, dann hat es diesen Test zu bezahlen, auch wenn es zu keinem Lehrstellenvertrag kommt. Der Kanton Waadt hat in seinem neuen Berufsbildungsgesetz so entschieden. Unternehmen, die unbedingt die Fähigkeiten der künftigen Lehrlinge testen wollen, sollen mit Hilfe der Berufsverbände Tests entwickeln, die wirklich die Voraussetzungen zum Beruf beurteilen. Schliesslich ist die Berufsberatung zu verstärken. Sie hat erfolgreich schon Tausende von Jugendlichen in die richtige Berufslaufbahn geleitet – und sie tut das viel erfolgreicher als private Unternehmen, die sich primär nicht für die Integration der Jugendlichen sondern für ihren Gewinn interessieren.