Weltfremde Arbeitgeberfunktionäre

  • Löhne und Vertragspolitik
Artikel
Verfasst durch Daniel Lampart, Chefökonom des SGB

Ideologisch motiviert, schwafeln Arbeitgeberfunktionäre dauernd von Lohnnullrunden. Nur: sie haben die Wirklichkeit nicht auf ihrer Seite. Denn zwei Dritteln aller hiesigen Betriebe geht es gut. Und die werden mit den Gewerkschaften Lohnerhöhungen aushandeln.

Die Banken machen Milliardengewinne, und die Bankenchefs wollen sich Boni in Milliardenhöhe auszahlen, als wäre nichts gewesen. Aus der Pharmabranche werden gute Quartalsergebnisse angekündigt. Der Detailhandel verzeichnet übers ganze 2009 steigende Umsätze. Im Ausbaugewerbe arbeiten die Belegschaften am Samstag, weil die Arbeitgeber keine neuen Leute einstellen. In der krisengeschüttelten Maschinen- und Elektroindustrie hat nur ein Drittel der Firmen Sanierungsmassnahmen vorgesehen oder Kurzarbeit eingeführt. Die Analyse des SGB bestätigt sich: Zwei Drittel der Firmen machen 2009 gute oder befriedigende Geschäfte.   

In dieser Situation wollen Arbeitgeberfunktionäre Nullrunden verordnen. Gemäss Gewerbeverbandsdirektor Bigler sollen Lohnerhöhungen die Ausnahme sein. Die Mehrerträge sollen ausschliesslich in die Taschen der Aktionäre und des oberen Managements fliessen. 

Studien zeigen, dass sich Krisen in der Exportwirtschaft mit einer Verzögerung von dreiviertel bis einem Jahr auf die Binnenwirtschaft übertragen. Weil die Arbeitslosigkeit steigt und dementsprechend die Kaufkraft schwindet, sind die Branchen Detailhandel, Baugewerbe, Verkehr usw. in naher Zukunft krisengefährdet. Diese Gefahr würde massiv erhöht, wenn keine Lohnerhöhungen gewährt werden. Die Lohnabschlüsse des Jahres 2009 sind die Kaufkraft des Jahres 2010. Gäbe es eine Nullrunde, würden den Schweizer Firmen die Kunden fehlen, zumal bereits durch die Erhöhung der Krankenkassenprämien zwei Milliarden Kaufkraft abgeschöpft werden. 

Glücklicherweise sind die Verbandsfunktionäre der Arbeitgeber weit von der Realität in den Betrieben entfernt. Das zeigt bereits das Beispiel von Coop, wo dem Personal auf 2010 mehr Lohn ausbezahlt wird. Auch der Malermeister oder der Chef einer Isolierfirma werden ihren Leuten nicht erklären können, warum sie am Samstag arbeiten müssen und trotzdem nicht mehr Lohn erhalten sollen. Die Gewerkschaften werden daher in zahlreichen Firmen und Branchen Lohnerhöhungen aushandeln können.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

031 377 01 16

daniel.lampart(at)sgb.ch
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