Tiefe Löhne sinken - jetzt braucht es den Mindestlohn!

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Medienmitteilung
Verfasst durch Daniel Lampart

Lohnstrukturerhebung 2012

Die am Montag veröffentlichten Lohnstrukturerhebung 2012 zeigt eine besorgniserregende Entwicklung: Zwischen 2010 und 2012 sind die Reallöhne der untersten 10 Prozent (Löhne unter 3886 Fr.) gesunken (-286 Fr./Jahr). Damit wird es ausgerechnet für jene Arbeitnehmenden noch härter, welche schon heute Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen. Betroffen sind Berufsleute in Branchen ohne Gesamtarbeitsverträge GAV (Detailhändler ohne GAV, Gartenbau, Callcenter u.a.). Bei den Kleider- und Schuhgeschäften beispielsweise haben Bund und Kantone Lohndumping nachgewiesen. Doch die Verbandspräsidenten dieser oft schwerreichen Detailhändler, Karin Keller-Sutter und Dieter Spiess, weigern sich, GAV mit schützenden Mindestlöhnen abzuschliessen.

Umso stossender ist diese Entwicklung vor dem Hintergrund steigender Toplöhne. Die Reallöhne der obersten 10 Prozent der Arbeitnehmenden legten von 2010 bis 2012 erneut um 7,1 Prozent zu (+9901 Fr./Jahr). Damit hat sich die in der Schweiz in den letzten 15 Jahren festgestellte ungleiche Lohnverteilung in der Schweiz weiter verschärft. Diejenigen, welche hohe Löhne haben, erhalten noch mehr. Wer hingegen mit dem Lohn kaum über die Runden kommt, hat weniger.

Mit einem Ja zur Mindestlohn-Initiative kann diese Entwicklung gestoppt werden. Mit der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 22 Fr./Stunde würden die untersten Löhne gegen Lohndruck geschützt. Was für die Betroffenen ein grosser Fortschritt ist, bedeutet für die Schweizer Wirtschaft ein absolut tragbarer Schritt. Die gesamte Lohnsumme müsste um nur gerade 0,4 Prozent angehoben werden. Das Geld wäre vorhanden – wie der starke Anstieg der Toplöhne zeigt.

Sehr bedenklich ist auch der Umstand, dass sich die  Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern erstmals seit 2008 wieder vergrössert hat. Nahm die  Lohnungleichheit zwischen 2008 und 2010 immerhin noch um fast  ein Prozent ab, so ist sie gemäss der Lohnstrukturerhebung 2012 nun wieder um 0,5 Prozentpunkte auf 18.9 Prozent angestiegen. Bereits am Dienstag wird der SGB eine Studie über die Gründe der Lohndiskriminierung der Frauen vorlegen und aufzeigen, mit welchen Instrumenten Abhilfe geschaffen werden kann.

Auskünfte
  • Thomas Zimmermann, Leiter Kommunikation SGB
    031 377 01 06 oder 079 249 59 74
Dokumente
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    von Daniel Lampart, Sekretariatsleiter und Chefökonom SGB

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Daniel Lampart

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