Ladenöffnungszeiten: Diese Vorlagen machen krank!

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Verfasst durch Luca Cirigliano, SGB-Zentralsekretär

Sessionsvorschau: Bürgerliche wollen weiter deregulieren

Noch bevor das Stimmvolk über die im Dezember 2012 vom Parlament beschlossene Verlängerung der Ladenöffnungszeiten in Tankstellenshops entschieden hat (Referendum gegen den 24-Stunden-Arbeitstag), streben die bürgerlichen Politiker mit den Motionen Lombardi und Abate bereits die nächsten Deregulierungsschritte für den Detailhandel an. Wir sagen klar STOPP!

Nach dem Ständerat hat am 27. Februar auch die Wirtschaftskommission des Nationalrats die Motionen Lombardi (12.3637) und Abate (12.3791) gutgeheissen. Während der erste Vorstoss für die gesamte Schweiz generelle Ladenöffnungszeiten von 6 bis 20 Uhr werktags, und von 6 bis 19 Uhr am Samstag fordert, verlangt die zweite Motion eine deutliche Ausweitung des Sonntagsverkaufs. Leidtragende der längeren Ladenöffnungszeiten sind in erster Linie das Personal, denn immer längere Arbeitstage sind familienfeindlich, erhöhen den Stress und machen krank.

Es ist zynisch: Ausgerechnet im europäischen Jahr des „Burn-Outs“ und der Stress-Erkrankungen hat sich das bürgerlich dominierte Parlament entschieden, die Gesundheit des Ladenpersonals noch stärker zu gefährden: Studien zeigen nämlich, dass Nachtarbeit, längere Schichten und fehlende synchrone freie Sonntage krank machen.

Mit Zunahme und Verschiebung der wöchentlichen Arbeitszeiten in den Abend steigen die gesundheitlichen Probleme. Ausserdem beeinträchtigen die langen Arbeitszeiten das Sozialleben der Beschäftigten. Dies hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Deutschland auf Basis der Auswertung von vier voneinander unabhängigen Studien zum Thema Arbeitszeiten und Gesundheit bereits 2010 bekannt gegeben. Diese Ergebnisse werden vom SECO in der Studie von 2012 zu flexiblen Arbeitszeiten in der Schweiz bestätigt.

Besonders schädlich und krankmachend hat sich dabei die Abend- und Nachtarbeit erwiesen, weil sie den Schlaf-Rhythmus nachhaltig stört. Ebenso schädlich ist Arbeit am Sonntag: Statt Kontakte und Bindungen mit Familie und Freunde pflegen zu können und so psychische Abwehrkräfte gegen Burn-Outs und verwandte Phänomene bilden zu können, vereinsamen am Sonntag beschäftigte Arbeitnehmende sozial und bauen noch mehr Stress auf.

Gesamtgesellschaft würde Kosten tragen

Die vertragliche Situation des Laden-Personals ist häufig schlecht. Fortschrittliche GAV sind leider wegen der Unnachgiebigkeit der Arbeitgeber immer noch selten; lange Arbeitsschichten werden je nach Branche skandalös schlecht entlöhnt. Aus all diesen Gründen fordert der SGB den Nationalrat in seiner Frühlingssession auf, NEIN zu weiteren Deregulierungsschritten zu sagen.

Es darf nicht sein, dass der kurzfristige Nutzen einiger weniger grosser Detailhandels-Ketten, welche als einzige von den aktuellen Deregulierungsvorhaben profitierten, auf Kosten der Gesundheit der Angestellten und, schlussendlich, der Gesamtgesellschaft geht. Denn eines darf nie vergessen gehen: Die Gesundheitskosten der Schlafstörungen, Burn-Outs und des fehlenden Soziallebens der Familien werden wir alle zu tragen haben. Sei es mit höheren Gesundheitskosten, Sozialbeiträgen oder Immissionen der rastlosen 24-Stunden-Gesellschaft. 

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

031 377 01 16

daniel.lampart(at)sgb.ch
Daniel Lampart
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