Die Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK) will die Öffnungszeiten der Tankstellenshops in die Nacht und den Sonntag hinein verlängern. Folgt der Nationalrat in der Wintersession diesem Antrag, würde im Schweizer Detailhandel erstmals der 24-Stunden-Betrieb erlaubt. Beschliessen die Räte diese Ausdehnung der Nachtarbeit, stehen der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB), die Unia und Syndicom bereit, das Referendum zu ergreifen.
Für die Gewerkschaften kommt die Aufweichung des Nachtarbeitsverbots nicht in Frage, da dies die Gesundheit der betroffenen Beschäftigten gefährdet und ihr Familienleben stark beeinträchtigt. Ausserdem kämen die neuen Regeln einem Dammbruch gleich: Schon jetzt fordern andere Detailhändlern Gleichbehandlung. Damit droht in der Schweiz flächendeckende Sonntags- und Nachtarbeit.
Für die Gewerkschaften ist der WAK-Entscheid zugunsten der Tankstellenshop-Betreiber nicht akzeptabel und unverständlich. Obwohl die Bevölkerung an den Urnen eine Deregulierungsvorlage nach der anderen bachab schickt, unternehmen die bürgerlichen Interessenvertreter immer neue Anläufe für noch längere Öffnungszeiten. Die Gewerkschaften stehen bereit, um diese Zwängerei mit einem Referendum zu stoppen.
Der SGB begrüsst in diesem Zusammenhang, dass die WAK die Gewerkschaften und die Kantone zur Motion Lombardi anhören will. Gleichzeitig ist der SGB aber enttäuscht, dass die Motion von der WAK nicht einfach abgelehnt wurde. Der Vorstoss verlangt, dass die Läden in der ganzen Schweiz von Montag bis Freitag von 6 bis 20 Uhr und am Samstag von 6 bis 19 Uhr geöffnet haben dürfen. Die Kantone dürfen dabei keine kürzeren Öffnungszeiten vorschreiben. Mit diesem starken Eingriff in die kantonale Hoheit würden viele Kantone zu einer massiven Verlängerung der Ladenöffnungszeiten gezwungen. Die Arbeitsbedingungen von Zehntausenden von Arbeitnehmenden im Verkauf würden verschlechtert.
Auskünfte
- Luca Cirigliano, SGB-Zentralsekretär, 076 335 61 97
- Vania Alleva, Vizepräsidentin SGB, Geschäftsleitungsmitglied Unia, 079 620 11 14
- Thomas Zimmermann, SGB-Kommunikation, 031 377 01 06 oder 079 249 59 74