Fortschritte bei Ferien, Mindestlöhnen und Vaterschaftsurlaub

  • Löhne und Vertragspolitik
Artikel
Verfasst durch Von Christoph Schlatter und Ewald Ackermann

Die von den SGB-Gewerkschaften für 2009 ausgehandelten Lohnerhöhungen bewegen sich meist zwischen 2 und 3 Prozent. Massgeblich ist, zu welchem Zeitpunkt der jeweilige Abschluss besiegelt wurde. In den erneuerten GAV fallen an erster Stelle die häufigen Ferienverbesserungen auf.

Der Überblick des SGB über die Vertrags- und Lohnverhandlungen der abgeschlossenen Saison zeigt zum einen einige neue Gesamtarbeitsverträge: Zu ihnen zählt aus dem Bereich des SEV ein Rahmen-GAV Normalspurbahnen Schweiz mit unbestimmter Gültig­keit, ein GAV bei den Appenzeller Bahnen und ein GAV bei RailGourmio (Bahnverpfle­gung). Unter dem Stichwort „erneuerte Verträge“ fällt der bei Comedia umstrittene, dann aber mit Vier-Fünftel-Mehrheit deutlich akzeptierte GAV grafische Industrie ins Auge. Er bringt Fortschritte bei den vertraglichen Mindestlöhnen, aber Verschlechterungen bei den Nachtzulagen. Der Vertrag bei der Basler Chemie- und Pharmaindustrie (Unia) konnte mit einigen familienpolitischen Errungenschaften angereichert werden.

Baukonflikt

Der ohne Zweifel härteste Vertragskonflikt spielte sich im Bauhauptgewerbe ab. Die Baumeister hatten den Landesmantelvertrag 2007 gekündigt, weil sie bei der Arbeits­zeit mehr Flexibilität und das unternehmerische Risiko auf die Arbeiter abwälzen woll­ten. Der neue GAV kam erst nach einer Streikwelle (Herbst 07), nach staatlicher Ver­mittlung und auch da erst im zweiten Anlauf im Frühling 08 zustande. Für Arbeitsausfall wegen schlechten Wetters, technischer Pannen oder Arbeitsmangels wurde eine für die Arbeitgeber praktikable und für die Arbeitnehmer transparente Lösung erzielt. Ohne derart grosse Konflikte brachte der vpod rund 20 GAV in den Bereichen Soziales, Pflege und Gesundheit, öffentlicher Nahverkehr, Energie und Bildung zu einem erneuerten Abschluss. Weiterhin im vertragslosen Zustand befindet sich die Presse in der Deutschschweiz und im Tessin. Die Verleger hatten den GAV 2004 gekündigt – sie wollten die Löhne nicht mehr auf dieser, sondern auf betrieblicher Ebene regeln, doch die Gewerk­schaften stellten sich quer. 

Im Überblick fällt auf, dass auffallend viele erneuerte Verträge Ferienverbesserungen enthalten. Vielerorts konnten auch die Mindestlöhne erhöht werden, zum Teil markant. Auch bei der Gleichstellung und der Familienverträglichkeit gab es Fortschritte, namentlich der Vaterschaftsurlaub wurde in verschiedenen Branchen verlängert.

Lohnverhandlungen 

Die Lohnabschlüsse spiegeln vorab den Zeitpunkt ihrer Unterzeichnung: Was im November bereits unter Dach und Fach war, trägt meist eine 3 vor dem Komma – das gilt für die Mehrheit der baugewerblichen Abschlüsse, für weitere GAV aus der Industrie, aber auch für viele Dienstleistungen (Post, Swisscom, Coop, Migros und einige Kantone). Ab Dezember fielen die Abschlüsse deutlich tiefer aus – zum einen wegen der markant fallenden Teuerung, zum anderen wegen der psychologischen Auswirkungen der Finanz­krise. Der SGB rechnet für 2009 mit einem nominellen Lohnanstieg von gegen 3 % für die Bereiche mit Lohnverhandlungen. Bei stagnierenden Konsumentenpreisen stellt dies eine substanzielle Stärkung der Kaufkraft dar. 

Das Dossier „Vertrags- und Lohnverhandlungen 2008/2009“ kann für 4 Franken beim SGB, info@sgb.ch, bestellt werden oder herunterladen von www.sgb.ch/downloads/dossier

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

031 377 01 16

daniel.lampart(at)sgb.ch
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