Anfangs Jahr forderten die Supermärkte verlängerte Ladenöffnungszeiten. Solche würden ihnen nützen, um die Konkurrenz von kleinen Dorf- und Quartierläden endgültig zu beseitigen. Die Supermarkt-CEO beklagten vor allem einen sinkenden Umsatz – und erklärten diesen auf kaum einsichtbare Art durch die längeren Ladenöffnungszeiten auf der anderen Seite der Landesgrenze. Dabei ist klar, dass der starke Franken den sinkenden Umsatz verursacht hat.
Die Grossverteiler fanden Gehör bei Christian Wasserfallen, freisinnigem Nationalrat aus Bern. Via Motion fordert dieser, dass die Öffnungszeiten aller Läden zu harmonisieren seien (natürlich gegen oben!) und dass die Läden überall mindestens zwei Sonntage pro Jahr offen halten könnten. Nur kurz zuvor, im Dezember 2011, hatte Nationalrat Yannick Buttet (CVP, VS) verlangt, in Randregionen für kleine Läden die Sonntagsruhe aufzuheben. Und die Motion Lüscher (FDP, GE) mit ihrer Forderung nachts und sonntags deregulierter Öffnungszeiten in Tankstellenshops wird der Nationalrat in seiner Sondersession im Mai behandeln.
Die Motion Wasserfallen unterstützen nun überraschenderweise gar einige neu gewählte Grünliberale. Zunehmender motorisierter Verkehr wegen längeren Öffnungszeiten? Das scheint sie nicht zu bekümmern.
Fazit: die Arbeitgeber haben einen Zacken zugelegt: Immer forscher wollen sie längere Arbeitszeiten; die Nacht- und Sonntagsruhe sollen fallen, zuerst im Detailhandel, mittelfristig in allen Branchen.
Zum Glück gibt es da noch das Volk. In 8 von 10 Fällen hat sich dieses bisher für die Gesundheit und die sozialen Bedürfnisse der Arbeitenden sowie die öffentliche Ruhe ausgesprochen und längere Ladenöffnungszeiten abgelehnt. Eine kürzliche Umfrage von comparis hat (erneut) ergeben, dass die Bevölkerung selbst in Kantonen, die dem Drängen nach verlängerten Öffnungszeiten sehr restriktiv begegnen, die Einkaufsbedingungen als sehr befriedigend bezeichnet. Wenn’s nur die richtigen lesen und auch zur Kenntnis nehmen würden.