Burn-out in der Schweiz stark verbreitet

  • Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Artikel
Verfasst durch Luca Cirigliano

Gewerkschaften setzen sich für bessere Work-Life-Balance ein!


Eine Studie zeigt, dass Arbeits-, Familien- und Freizeit nicht mehr im Einklang stehen. Das macht die Betroffenen mit der Zeit krank. Frauen sind besonders gefährdet: Stimmt bei ihnen die Work-Life-Balance nicht, dann wird die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Care-Arbeit noch mehr erschwert. Die Gewerkschaften fordern deshalb mehr Stressbekämpfung am Arbeitsplatz.

Die im November publizierte Erhebung über die Einkommen und die Lebensbedingungen (SILC) des Bundesamts für Statistik zeigt: Immer weniger Arbeitnehmende sind mit dem Ausmass ihrer vorhandenen Freizeit zufrieden. Der Anteil verringerte sich seit 2010 von 58,6 auf 47,7 %. Das ist alarmierend. Gleichzeitig ist die Zahl der Burn-Out-Ausfälle in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen. Den Unternehmen entstehen durch die Ausfälle und die Einarbeitung neuer Mitarbeitenden hohe Kosten.

Zu lange Arbeitszeiten

Zahlen muss jedoch auch die Gesellschaft: Burn-outs kosten die Schweiz 18 Milliarden Franken im Jahr! Dazu kommt das menschliche Leiden der Betroffenen, ihrer Familien und des Umfeldes. Es kann nicht in Zahlen und Statistiken erfasst werden.

Burn-Outs am Arbeitsplatz hängen mit Faktoren wie fehlender Regeneration durch Freizeit und Pausen zusammen. Wegen dem gesteigerten Leistungsdruck gerade in wenig gewerkschaftlich organisierten Branchen (z.B. „Kreativ-Berufe“, prekarisierte „Free-Lancer“) arbeiten viele Menschen in der Schweiz immer länger, und dies ohne Kompensation durch Lohn oder Freizeit. Von 2003 bis 2008 erhöhte sich die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten um 11 Minuten auf 42 Stunden und 4 Minuten. In den letzten Jahren stagnierte sie auf hohem Niveau bzw. nahm noch weiter zu: 2013 betrug das Plus bei den geleisteten Arbeitsstunden 0,2% gegenüber 2012.

Mehr Freizeit, Arbeitszeiten im Griff haben

All diese Zahlen zeigen: Wir brauchen in der Schweiz dringend Massnahmen gegen die grassierenden Burn-Out-Epidemie. Die Menschen sagen in der SILC selbst, was nötig ist: mehr Freizeit zur Erholung, klarere Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, Respektierung der gesetzlichen Bestimmungen zur wöchentlichen Höchstarbeitszeit und zu den Ruhe- und Pausen-Zeiten.

Weiter ist in den Unternehmen ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nötig. So können Burnout-Symptome im Ansatz erkannt und eine aktive Burnout-Prävention betrieben werden. Die beste Burn-Out-Prävention aber ist eine Arbeits-Woche mit maximal 40-Stunden, mit Einhaltung der Pausenregelung (zweimal Pause am Tag, plus eine Mittagspause) sowie des gesetzlichen Verbots von Nacht- und Sonntagsarbeit. Und vor allem: Firmen-Smartphones am Abend ausschalten, keine beruflichen Mails nach 18 Uhr lesen, in den Ferien das Firmen-Smartphone nicht mitnehmen. Und: die Arbeitsinspektorate müssen die psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz konsequent überprüfen (vor allem anhand der Arbeitszeiterfassung).

Frauen besonders betroffen

Besonders für Frauen ist der Spagat zwischen längerer Arbeit, weniger Freizeit, Familie und häufig unbezahlter Care-Arbeit immer schwieriger. Weil berufstätige Frauen bei der Familien- und Care-Arbeit oft alleine gelassen werden, ist ihr Burn-Out-Risiko besonders hoch. Neben den erwähnten Forderungen am Arbeitsplatz braucht es deshalb viel mehr bezahlbare Betreuungs-Tagesstrukturen.

Kurse

Der SGB und die ihm angeschlossenen Verbände und Institute führen zum Thema der Work-Life-Balance verschiedene Kurse und Veranstaltungen durch:

·         syndicom-Fachtagung „Entgrenzung der Arbeit“, Bern, Rest. Jardin, Militärstrasse 38, 21. November 2014 , 09.30 - 16.20 Uhr, http://www.syndicom.ch/de/newsaktivitaeten/veranstaltungen/events-detailansicht/event/fachtagung-entgrenzung-der-arbeit.html

·         Movendo-Kurs „Arbeiten und leben online - Travailler et vivre online“, 30.06.2015, Freiburg, NH Hotel, http://www.movendo.ch/kurse_mitarbeitende/detail.htm?VerdefID=216392

·         Gesundheitskommission (Gehuko) des SGB: Tagung zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und zur Mitwirkung des Personals, November/Dezember 2015 (Datum und Programm werden noch bekanntgegeben).

Zuständig beim SGB

Luca Cirigliano

Zentralsekretär

031 377 01 17

luca.cirigliano(at)sgb.ch
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