Die heutige Veröffentlichung des Bundesamts für Statistik zu den Arbeitszeiten in der Schweiz zeichnet insofern ein falsches Abbild der realen Verhältnisse, als sie die gratis geleisteten Mehrstunden nicht erfasst resp. nicht erfassen kann.
Frühere Erhebungen des Seco zur Stress- und Arbeitszufriedenheit zeigen, dass der Stress am Arbeitsplatz in den letzten beiden Jahrzehnten stark zugenommen hat. So gaben 2010 mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen (34.4 Prozent) an, häufig oder sehr häufig gestresst zu sein. Das ist extrem viel. Vor zehn Jahren waren es noch 26.6 Prozent. Besonders betroffen sind hier Branchen wie die Finanz- und Dienstleistungsindustrie.
Immer mehr muss beobachtet werden, dass in der Schweiz zahlreiche auch in der Freizeit arbeiten. Arbeitstage dauern länger als 10 Stunden, häufig ohne Kompensation. Diese Überstunden werden oft am Wochenende und am Abend zuhause geleistet und nicht erfasst, obwohl das Gesetz es verlangen würde.
Umso besorgniserregender und unverständlicher ist es deshalb, dass das SECO immer noch mit dem Gedanken spielt, nun generell und ganz legal für gewisse Kategorien von Arbeitnehmenden (Bankprokuristen, Eingetragene ins Handelsregister, etc.) auf eine Arbeitszeiterfassung ganz zu verzichten: Gratis geleistete Überstunden, Überlastung, Stress und Arbeit in der Freizeit würden damit noch mehr zunehmen – und damit auch viele psychosoziale Erkrankungen. Besonders für Frauen wird es so noch schwieriger, ausufernde Arbeitszeiten mit der Last der Care- und Familienarbeit zu vereinbaren. Dagegen wehren sich der SGB und seine Verbände vehement.
Erfreulich ist für den SGB die Erkenntnis der heutigen BfS-Daten, wonach in der Tendenz in Branchen mit GAV die Arbeitnehmenden eher vor unregelmässigen, prekarisierten Arbeitszeiten oder übermässigen, generalisierten Überstunden geschützt sind. Genau diese Faktoren bedingen laut Studien ein erhöhtes Krankheitsrisiko (Stress, Schlafstörungen, Depressionen, Burn-Outs).
Auskünfte
- Luca Cirigliano, SGB-Zentralsekretär, 076 335 61 97