2 bis 3 % mehr Lohn, generell: verdient, gerecht und nötig

  • Löhne und Vertragspolitik
Artikel
Verfasst durch Paul Rechsteiner, SGB-Präsident

Die SGB-Verbände fordern für 2011 Lohnerhöhungen von 2 bis 3 %, in den meisten Branchen als Sockel von mindestens 150 Franken für alle. Bekämpft werden soll die Individualisierung der Löhne. Denn von dieser haben vor allem die Spitzenverdiener profitiert.

 Die letzte Lohnrunde (des Jahres 2009 auf das laufende Jahr 2010) war für die grosse Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Ausfall. In Branchen wie dem Ausbaugewerbe gab es keinen Franken Lohnerhöhung. Dies obschon die Auslastung gut und der Arbeitsdruck für die Beschäftigen enorm war. Die Krise und noch mehr die Krisenangst haben sich für viele einschüchternd ausgewirkt. Teilweise ist diese auch schamlos ausgenützt worden. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass die hohen und höchsten Löhne ungebremst weiter angehoben wurden und mitten in der Krise neue Höchstwerte erreicht haben. 

Die Gewinnsituation der Unternehmen, die gestiegene Produktivität und der Lohnrückstand machen jetzt eine substanzielle Lohnrunde für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit unteren und mittleren Einkommen nötig. Die führenden Verbände in den Branchen, die im Schweizerischen Gewerkschaftsbund organisiert sind, verlangen generelle Lohnerhöhungen von zwei bis drei Prozent. Das entspricht für die meisten einer Lohnerhöhung von mindestens 150 Franken.

Gegenüber der von Arbeitgeberseite oft propagierten Individualisierung, die letztlich nur den hohen und höchsten Löhnen gedient hat, muss es diesmal wieder zu generellen Lohnabschlüssen kommen. Der einheitliche Sockelbetrag von 150 Franken ist dafür ein nützliches Instrument. Generelle Erhöhungen fördern nicht nur die Lohngerechtigkeit, sondern bringen auch zum Ausdruck, dass die wesentlichen wirtschaftlichen Leistungen auf dem Prinzip der Kooperation beruhen. 

Im Rahmen der generellen Lohnabschlüsse muss ein starkes Gewicht auf die Anhebung der Mindestlöhne gelegt werden. Die gesamtarbeitsvertraglichen Mindestlöhne sorgen nicht nur für einen wirksamen Schutz der Löhne gegen Lohndruck und Lohndumping. Sie sind gleichzeitig ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen die sich besorgniserregend öffnende Lohnschere. Sie sorgen zusammen mit dem Prinzip der generellen Lohnerhöhungen dafür, dass die Gewinne nicht einseitig oben verteilt werden.

Generelle und gegen unten durch anständige Mindestlöhne abgesicherte Lohnabschlüsse sind auch der relativ wirksamste Beitrag gegen die Lohnungleichheit der Geschlechter bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit. Die fortbestehende Lohnungleichheit in der Schweiz ist und bleibt ein Skandal. Fortschritte bei den Mindestlöhnen sind umso dringender, als freiwillige Massnahmen wie der so genannte Lohngleichheitsdialog nicht recht vom Fleck zu kommen scheinen.

Eine substanzielle und generelle Lohnrunde für das kommende Jahr ist schliesslich volkswirtschaftlich der beste und wichtigste Beitrag für die wirtschaftliche Erholung in der Breite. Drohen am Horizont für 2011 schon jetzt Kostensteigerungen wie jene der konkret erst später bekanntgegebenen Prämienerhöhungen bei den Krankenkassen, welche die Budgets der Haushalte schwer belasten, kann und muss die kommende Lohnrunde dafür sorgen, dass die Mehrheit der Leute am Schluss nicht nur theoretisch, sondern auch effektiv mehr in der Tasche haben. Verdient haben sie es.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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daniel.lampart(at)sgb.ch
Daniel Lampart
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