Liberalisierer wollen mehr Verkaufssonntage. Die Daten zeigen aber: Mehr Umsatz gibt es deshalb nicht - nur mehr Stress für das Personal

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Blog Daniel Lampart

Die Liberalisierer haben die Corona-Krise bereits mehrmals für die Durchsetzung ihrer Forderungen zu missbrauchen versucht. Doch bisher konnten alle Vorhaben – von der Verlängerung der Arbeitszeiten bis zu mehr Sonntagsverkäufen – abgewehrt werden. Nun droht wieder Ungemach. In der Wirtschaftskommission des Ständerates ist ein Antrag für 12 zusätzliche Verkaufssonntage knapp angenommen worden. Die Begründung: Damit würden Arbeitsplätze erhalten, weil die Läden ihre Corona-Einbussen aufholen könnten …

Für die Verkäuferinnen und Verkäufer ist das ein Hohn. Viele hatten in den letzten Monaten und Wochen nur 80 Prozent ihres sonst schon ziemlich tiefen Lohnes, weil sie in Kurzarbeit waren. Wer auf Abruf arbeitet, hatte noch weniger. Dazu kam eine grosse Unsicherheit, weil es lange unklar war, wie es im Detailhandel weitergeht. Nun sollen sie im laufenden Jahr noch 12 Sonntage zusätzlich arbeiten.

Doch was bringen die zusätzlichen Sonntage eigentlich wirtschaftlich? Bisher wusste man, dass sie sich für die kleineren, weniger zentral gelegenen Geschäfte eher nicht lohnen. Doch die Kleinen mussten mitmachen, wenn die grossen Läden öffnen. Was die Sonntagsverkäufe den grossen Läden bringen, ist nicht ganz klar. Natürlich machen diese am Sonntag Umsatz. Doch ist das zusätzlicher Umsatz oder einfach eine Verschiebung von anderen Tagen auf den Sonntag?

Um das herauszufinden, kann man die Debit-Kartenumsätze in verschiedenen Regionen der Schweiz vergleichen. Wenn die Logik der Liberalisierer stimmt, müssten zusätzliche Verkaufssonntage zusätzliche Kartenumsätze im Non-Food-Bereich generieren.

Zürich gehört mit vier Verkaufssonntagen pro Jahr zu den forscheren Kantonen. Die Zentralschweizer Kantone haben grossmehrheitlich zwei Sonntage, wie auch Bern. Im Dezember 2019 waren die Läden in der Stadt Zürich, aber auch in anderen Gemeinden Zürichs, an drei Sonntagen geöffnet. In der Zentralschweiz hingegen hatten die Geschäfte an zwei Sonntagen offen. Dasselbe in Bern. In der Region Espace Mittelland, wo sich Bern befindet, gibt es mit Fribourg und Jura noch restriktivere Kantone ohne Sonntagsverkauf.

Die Auswertung der Debitkarten-Umsätze widerlegt die Behauptung der Liberalisierer. Wie die Grafik unten zeigt, unterscheidet sich das Weihnachtsgeschäft in Zürich nicht von demjenigen in der Zentralschweiz oder in der Espace Mittelland. Die Umsätze sind in allen Regionen von November bis Dezember 2019 ungefähr gleich stark um rund 16 Prozent gestiegen – unabhängig von der Anzahl Verkaufssonntage. Das würde bedeuten, dass sich Umsatz von anderen Wochentagen auf den Sonntag verschiebt, ohne dass durch zusätzliche Sonntage insgesamt mehr verkauft wird.

Für die Verkäuferinnen und Verkäufer heisst das: Die Verkaufssonntage sorgen nicht für sicherere Arbeitsplätze, sondern sie führen vor allem zu einer Zusatzbelastung. In einer bereits ohne Verkaufssonntage schwierigen Zeit.

Debitkarten-Umsatz im Non-Food-Detailhandel (November 2019=100)

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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