Wo sind die Preise am stärksten gestiegen - bei den Spitälern, den Restaurants oder den Sportveranstaltungen?

Blog Daniel Lampart

Kleine Wissensfrage: Wo sind die Preise in den letzten Jahren am stärksten gestiegen – bei den Spitalaufenthalten, den Restaurantbesuchen oder den Sportveranstaltungen? Zugegeben: Die Preise von Spitalaufenthalten, Restaurantbesuchen und Sportveranstaltungen zu vergleichen, liegt nicht gerade auf der Hand. Aber es kann vielleicht helfen, im Gesundheitswesen die echten Probleme besser von den Scheinproblemen zu unterscheiden.

Doch eins nach dem anderen: Der zweite Krankenkassen-Prämienschock in Serie von 8.7 Prozent hat kaum jemanden unberührt gelassen. Die Medien waren voll mit Experten, von denen jeder andere Lösungsvorschläge präsentierte. Immer wieder wurde auch mehr «Wettbewerb» gefordert, damit die Preise und mit ihnen die Kosten sinken würden.

Doch die Preise sind im Gesundheitswesen das geringste Problem. Im Gegenteil: Die Preise von Gesundheitsdienstleistungen gehen seit vielen Jahren zurück. Vor allem, weil der Bund die Medikamentenpreise politisch gesenkt hat. Aber auch die Spitalaufenthalte werden günstiger, im Unterschied zu den Preisen fürs Restaurant oder für Sportveranstaltungen. Der Spardruck hat hier seine Spuren hinterlassen. Auch auf Kosten des Personals. Die Reallöhne im Gesundheits- und Sozialwesen sind gesunken und liegen heute auf dem Niveau von 2015.

Warum steigen die Krankenkassenprämien denn, wenn die Preise im Gesundheitswesen sinken? Die ökomische Antwort ist zunächst banal. Die Kosten steigen, weil die Mengen zunehmen. Es werden mehr und vor allem auch bessere Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch genommen.

Ein Grund dafür ist der medizinische Fortschritt: Dieser ist nach wie vor beachtlich. Viele Krankheiten sind heute heilbar oder zumindest kontrollierbar. Heute sterben viel weniger Menschen unter 65 an Herzkrankheiten als im Jahr 2000. Auch Brust- oder Prostatakrebs führen viel weniger häufig zum Tod. Diese neuen, besseren Behandlungen sind zum Teil aufwändiger als früher. Das heisst, man kriegt quasi mehr fürs Geld.

Ein anderer Grund ist aber auch die «Überversorgung»: Spezialärztinnen und -ärzte nehmen teilweise unnötige Behandlungen vor. Der Klassiker sind Knieoperationen. Ein grosser Teil der Kniebeschwerden kann mit konservativen Methoden wie Physiotherapie erfolgreich behandelt werden. Trotzdem gibt es nach wie vor zu viele Operationen. Diesen Missstand kann man mit mehr «Wettbewerb» nicht beseitigen. Im Gegenteil: Hier braucht es vor allem mehr Kontrolle und Steuerung, damit die Kosten sinken.

Für die meisten Leute ist die Gesundheit und die gute medizinische Versorgung sehr wichtig. Es wäre deshalb falsch, das gute Gesundheitswesen kaputt zu sparen. Was die Schweiz braucht, ist vor allem eine gerechte Finanzierung. Es gibt kein anderes Land in Europa, in dem der Koch und der Multimillionär gleich viel für die Krankenversicherung zahlen. Die Kopf-Prämien sind eine Schweizer Fehlkonstruktion. Deshalb braucht es nun prioritär mehr Prämienverbilligungen. Längerfristig führt kein Weg an einkommensabhängigen Prämien vorbei.

Preise für Spitalaufenthalte, Restaurantbesuche und Sportveranstaltungen (gemäss Landesindex der Konsumentenpreise, 2000=100)

Top