Ohne Produkte aus China läuft bei uns nicht mehr allzu viel. Die Covid-Krise und die harten Lockdowns in China haben definitiv erkennen lassen, wie abhängig wir sind. So zum Beispiel bei Elektronik-Produkten, wo China und Hongkong ein Vielfaches mehr produzieren und exportieren als die USA. Oder bei pharmazeutischen Wirkstoffen, bei denen China und Indien zusammen je nach Statistik einen Marktanteil von über oder deutlich über 50 Prozent haben.
Bereits die US-Regierung Biden war sehr beunruhigt über die Abhängigkeit von China. Sie hat Massnahmen dagegen in die Wege geleitet. 2021 formulierte sie die Absichtserklärung, dass die US-Lieferketten auch in Krisen funktionieren müssen. Zudem dürfte die USA wirtschaftlich nicht erpressbar sein. Aus Gründen der nationalen Sicherheit brauche es ein «Friendshoring» - also eine Beschaffung von wichtigen Produkten bei freundlich gesonnenen Ländern bzw. in den USA. Bei Computerchips und anderen Produkten wurde die Inlandproduktion gefördert.
Die Europäischen Länder gehörten unter der Regierung Biden zu den «Friends». Europa konnte sich damals einigermassen darauf verlassen, dass es im Krisenfall auch von diesen Vorkehrungen der USA profitieren kann. Überhaupt waren die USA die Weltmacht des Westens, welche das System des westlichen Kapitalismus und der westlichen Demokratien garantierte. Auch militärisch, indem sie nicht nur Angriffe anderer Grossmächte abschreckte, sondern beispielsweise die Handelsrouten sicherte usw. Die Schweiz als kleines Land mit einer starken, offenen Volkswirtschaft hat zweifellos von diesem Regime profitiert.
Seit Trump hat sich das geändert. Sein Freundeskreis ist klein, um es etwas salopp zu sagen. Europa gehört – wenigstens im Moment – nicht mehr dazu. Das hat grosse Verunsicherung ausgelöst. Der Aufrüstungsreflex in Europa ist eine Folge davon. Aus wirtschaftlicher Sicht ist insbesondere die Frage der Lieferketten und der Versorgungssicherheit zentral. Die EU hat sich diese Frage in den letzten Jahren gestellt («strategische Autonomie»). Aber noch nicht so konsequent beantwortet wie die USA. Ein Alleingang der Schweiz ist völlig illusorisch. Sie muss enger mit der EU zusammenarbeiten.
Bei welchen Produkten und Technologien staatliche Massnahmen nötig sind, ist eine interessante und nicht einfache Frage. Die Regierung Biden betrachtete neben Computer-Halbleitern beispielsweise auch gewisse pharmazeutische Wirkstoffe und grosse Batterien als versorgungskritisch. Eine lokale Produktion oder der Aufbau von Lagern für Krisenzeiten können schnell viel kosten und Fehlallokationen auslösen. Bei aller Komplexität ist aber klar: Die Schweiz kann dieser Frage nicht ausweichen. Sie muss sich überlegen, was sie braucht. Und ob sie mit der EU nicht ein Bilaterales Abkommen abschliessen sollte, welches eine Arbeitsteilung und gegenseitige Garantien beinhaltet.