US-Zölle: Die allermeisten Beschäftigten sind nicht direkt betroffen. Die betroffenen Branchen haben Ausweichmöglichkeiten

Blog Daniel Lampart

Die Schweizer Wirtschaftsnachrichten wurden in den letzten Wochen von den Trump-Zöllen dominiert. Diese sind für die betroffenen Branchen – zusammen mit dem schwächeren Dollar – effektiv eine Belastung. Der überwiegende Teil der Schweizer Wirtschaft ist aber nicht direkt betroffen. Nur vergleichsweise wenige Berufstätige arbeiten in Branchen, die stark von den US-Zöllen betroffen sind. Für die Betroffenen ist das natürlich nur ein schlechter Trost. Aber wer nicht betroffen ist, muss sich keine unnötigen Sorgen machen. Die Firmen-Umfragen der KOF ETH zeigen, dass die Geschäftslage in den Branchen ohne US-Zölle nach wie vor befriedigend bis gut ist.

Wie sich der Zoll von 39 Prozent auf die Schweizer Wirtschaft auswirken wird, ist in vielerlei Hinsicht noch nicht klar. Denn die Firmen haben diverse Möglichkeiten, der Zollbelastung auszuweichen: 

  • Die Schweiz verhandelt nach wie vor mit den USA. Es ist weiterhin möglich, dass der Zoll von 39 Prozent vor Ende 2025 sinken wird.
  • Die betroffenen Firmen haben Möglichkeiten, die Zollbelastung zu senken ("Tariff engineering"). Wie bei den Steuern kann man auch Zölle auf viele Arten optimieren. Service-Leistungen, Software, Gebühren Lizenz- und Markenrechte usw. müssen beispielsweise grundsätzlich nicht verzollt werden, wenn sie von den exportierten Produkten abgegrenzt werden. Weitere Optimierungsmöglichkeiten ergeben sich aus der Lieferkette oder wenn sie den Zwischenhandel ausschalten (detaillierte Informationen finden sich hier oder hier).
  • Die Schweizer Firmen haben Produkte mit einer sehr guten Marktstellung. Sie werden einen beträchtlichen Teil der Zollbelastung überwälzen können. Umfragen bei Firmen in den USA weisen darauf hin, dass die USA rund 90 Prozent der Zölle und das Ausland 10 Prozent bezahlen könnten. 2018, in der ersten Amtszeit von Trump, konnten sogar chinesischen Firmen mit ihren Billig-Konsumprodukten die Zölle an die US-Konsument:innen weitergeben.
  • Die erratische Politik der Regierung Trump hat viele aufgeschreckt. Sehr kritische Stimmen sagen, dass sich die Rechtssicherheit in den USA in Richtung der Entwicklungs- und Schwellenländer bewegt. Diese ist aber gerade für innovative Firmen mit hohen Investitionen sehr wichtig. Die Schweiz hat hier einen Vorteil. 

Von allen exportierten Waren (ohne Gold) aus der Schweiz gehen 18 Prozent in die USA. Dennoch sind längst nicht alle Exportfirmen gleich von den US-Zöllen betroffen:

  • Die Pharma – eine der Branchen mit dem höchsten US-Exportanteil – bleibt von den Zöllen zumindest vorerst verschont.
  • Branchen wie die Pharma, die Medtech, spezialisierte MEM-Firmen, die Uhrenindustrie oder einzelne Firmen wie Nespresso, die überdurchschnittliche viel Umsätze mit Exporten in die USA erzielen, weisen in der Regel auch höhere Gewinnmargen auf. Sie habe eine Marktmacht, um die Zölle auf die Preise zu überwälzen. Sie dürften zudem profitabel bleiben, selbst wenn sie die Zölle nicht vollumfänglich weitergeben können.
  • Exportfirmen verdienen ihr Geld auch im Inland oder mit Dienstleistungen (Unterhaltsservice, Forschung und Entwicklung, Lizenzeinnahmen, etc.). So machen zum Beispiel bei der Pharma die US-Exporte zwar 30 Prozent aller Exporte aber nur 20 Prozent der Umsätze aus. In vielen anderen Branchen ist die Abhängigkeit deutlich geringer. So auch im Maschinenbau, wo die US-Warenexporte rund 8 Prozent der Umsätze ausmachen. Das zeigt: Viele Unternehmen sind weniger exponiert als befürchtet. Und sie haben Spielraum Warenexport durch Dienstleistungen zu ersetzen, weil sie bereits heute Dienstleistungen anbieten.
  • Einige Schweizer Firmen wie zum Beispiel ABB, Nestlé oder die grossen Pharmafirmen produzieren für den amerikanischen Markt mindestens teilweise ausserhalb der Schweiz. Dies erlaubt ihnen einfacher die Zollbelastung zu reduzieren. Andere Firmen werden versuchen, die Schweizer Produktion an ausländische Standorte zu verlegen. Das muss nicht mit Arbeitsplatzverlust einhergehen, wenn die hiesigen Standorte für andere Märkte produzieren können. 

Es ist sehr wichtig, dass Bundesrat und Handelsdiplomatie, die Verhandlungen mit den USA weiterführen mit dem Ziel, dass Schweizer Löhne und Arbeitsplätze gesichert werden. Eine rasche Verlängerung der maximalen Kurzarbeitsdauer von 18 auf 24 Monaten schützt in der Übergangszeit vor Stellenverlusten. Die Nationalbank muss dafür sorgen, dass sich der Franken gegenüber dem Dollar ab- und nicht aufwertet. Die Personalkommissionen und die zuständigen Gewerkschaften müssen von den betroffenen Firmen und Verbänden in die Diskussionen und in die Entscheide einbezogen worden. 

 

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