Ursache der lahmenden Konjunktur: Firmen, Staaten und Privathaushalte in Europa sparen und bunkern Geld

Blog Daniel Lampart

Nicht nur die Börse, sondern auch die Konjunkturberichterstattung kennt ein Herdenverhalten. Einer schreibt dem anderen ab, dass die „Verschuldung“ eines der grossen Probleme sei. Dabei müsste man sich bereits beim Schreiben fragen, wie das mit den historisch tiefen Zinsen in Einklang zu bringen ist. Denn tiefe Zinsen zeigen eigentlich, dass im Vergleich zu den Sparanstrengungen zu wenig investiert wird.

In Europa jedenfalls ist von einer steigenden Verschuldung wenig zu sehen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Privathaushalte, die Firmen und die Staaten sparen, was das Zeug hält. In der idealen Wirtschaft sollten in erster Linie die Privathaushalte sparen. Der Staat kann sich aus den laufenden Einnahmen und aus Krediten finanzieren, solange die Wirtschaft gut läuft. Und die Firmen sollten im Wesentlichen von den Privathaushalten finanziert werden. .

In ihrem letzten Monatsbericht zeigt die Deutsche Bundesbank, dass die Firmen ihr Eigenkapital stark erhöht haben – insbesondere in Deutschland.

Eigenkapital in % der Bilanzsumme

Für die Schweiz ist die Datenlage etwas dünner. Doch auch hier lässt sich zeigen, dass die Eigenkapitalquoten zwischen 2008 und 2017 gestiegen sind.

Eigenkapitalquote der Schweizer Branchen (Verteilung)

Auch die europäischen Staaten machen Überschüsse – auch über die Konjunktur hinaus („strukturelle Überschüsse“). In den nordischen Ländern, aber auch in der Schweiz hat die öffentliche Hand mittlerweile ein Vermögen angehäuft, was ökonomisch keinen Sinn macht (General Government net financial liabilities). Deutschland, die Niederlande und andere Länder bauen Fremdkapital ab.

Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre zeichnet sich durch ein relativ schwaches Wachstum der Investitionen und der Löhne aus. Das hängt mit dem Verhalten der Firmen zusammen. Solange diese das Geld bunkern, kann es nicht recht aufwärts gehen. Dazu bräuchte es stärkere Lohnerhöhungen.

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