Unverantwortlich düstere AHV-Finanzszenarien: Selbst bei künftigen Beitragserhöhungen haben die Jungen mehr Geld zum Leben

  • AHV
Blog Daniel Lampart

Seit Jahren werden die Finanzaussichten der AHV in düsteren Farben dargestellt. Immer wieder trifft man ParlamentarierInnen, die sogar einen möglichen «Konkurs» der AHV heraufbeschwören – obwohl die AHV in der Verfassung als Bundesaufgabe festgeschrieben und der «Konkurs» nur schon deshalb ausgeschlossen ist. Leider hat dies jedoch bei einem Teil der jungen SchweizerInnen Spuren hinterlassen. Die finanzielle Zukunft der AHV taucht immer wieder in den Sorgenbarometern auf. Doch die düsteren Szenarien sind irreführend und behindern eine offene Meinungsbildung zur Zukunft der Altersvorsorge.

Es ist unbestritten, dass die AHV aufgrund der demografischen Alterung künftig etwas mehr Mittel braucht. Wie das übrigens bereits in der Vergangenheit der Fall war. Denn die Tatsache, dass wir länger leben, ist nicht neu. Die Lebenserwartung ist bereits in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Dementsprechend hat die AHV 1999 ein zusätzliches MWSt-Prozent und 2020 mit STAF nochmals knapp 2 Mrd. Fr. erhalten. Damit konnten die Finanzen bisher stabilisiert werden.

Je nach Szenario braucht die AHV in den nächsten Jahrzehnten nochmals 2 bis 3 zusätzliche Beitragsprozente. Vereinfacht kann man auch sagen, dass es in den nächsten 30 Jahren alle 10 Jahre ungefähr ein Lohnprozent braucht. Danach sollte sich die demografische Entwicklung nach heutigem Wissen stabilisieren oder umdrehen.  

Diese zusätzlichen Beiträge müssen aber in Beziehung zur Lohnentwicklung gestellt werden. In den letzten Jahren stieg die Arbeitsproduktivität jährlich um rund 1 Prozent. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich das nicht fortsetzt. Denn im längeren historischen Vergleich ist das nicht hoch. Das bedeutet, dass die Löhne real auch um 1 Prozent steigen können, ohne dass sich an der Verteilung zwischen Kapital und Arbeit etwas ändert. Eine 20-jährige Person kann damit bis zum Alter 65 mit knapp 45 Lohnerhöhungen rechnen. Um die AHV zu stabilisieren, müsste sie leicht vereinfacht gesagt auf rund 3 Lohnerhöhungen zugunsten der AHV verzichten (3 Lohnprozente). Die übrigen Lohnerhöhungen würden hingegen direkt zu einem höheren Einkommen führen. Die Jungen hätten somit trotz Zusatzbeiträgen für die AHV wesentlich mehr Geld zum Leben.

Schlimm wäre hingegen eine Welt ohne AHV. Wer nicht zu Topverdienern gehört, profitiert von der AHV. Weil sie solidarisch finanziert ist (hohe Einkommen zahlen mehr als sie erhalten) und geringe Verwaltungskosten hat. Wenn alle individuell vorsorgen müssten, wäre das vor allem für die Jungen viel teurer. Sie müssten privat vorsorgen – ohne dass der Arbeitgeber und die hohen Einkommen ihre Rente mitfinanzieren. Zudem würden die Banken und Versicherungen ihren Teil abzweigen. In einer solchen Welt hätten sie wesentlich weniger verfügbares Einkommen als heute.

Zuständig beim SGB

Gabriela Medici

stv. Sekretariatsleiterin

031 377 01 13

gabriela.medici(at)sgb.ch
Gabriela Medici
Top