Nicht wenige Ökonom:innen in der Schweiz haben hingegen argumentiert, dass diese Lohnstatistiken ein viel zu negatives Bild ergeben würden. Man müsse den Anteil der Lohnsumme am Bruttoinlandprodukt anschauen. Diese so genannte Lohnquote sei sogar gestiegen. Diese Statistik würde auch den Strukturwandel hin zu besser bezahlten Stellen abbilden und sei daher angemessener.
Doch diese Betrachtung hat einen grossen Haken. Während die Lohnsumme über die AHV relativ genau bekannt ist, ist das Bruttoinlandprodukt eine Schätzung mit grosser Unsicherheit. Ein Kollege von mir sagte jeweils: Man müsse dem BFS eine Million Franken zusätzlich zur BIP-Schätzung zur Verfügung stellen und es würden Milliarden an BIP zum Vorschein kommen. Doch selbst ohne zusätzliche Ressourcen revidiert das BFS das Schweizer BIP immer wieder nach oben. Manchmal, wenn die Definition ändert oder auch nur, wenn neue Daten zur Verfügung stehen.
Heute wurden die neuen BIP-Schätzungen veröffentlicht. Das BIP für 2023 fällt dabei fast 4 Prozent höher als die Schätzung im letzten Jahr. Auch die BIP-Schätzungen für die früheren Jahre wurden tendenziell nach oben korrigiert. Die Lohnsumme hat sich hingegen nicht wesentlich verändert. Das hat nun natürlich Auswirkungen auf die Lohnquote – den Anteil der Lohnsumme am BIP.
Während die Lohnquote bisher tendenziell aufwärts zeigte, geht die Tendenz nun in eine andere Richtung, nämlich leicht abwärts.