Nach wie vor düstere Konjunkturaussichten - die Schweizer "Lohngarantien" erweisen sich aber als wirksame Massnahme gegen eine noch schlimmere Krise

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Blog Daniel Lampart

Die Wiederaufnahme der Arbeit in verschiedenen Branchen hat die wirtschaftlichen Probleme in der Schweiz etwas entschärft. Wie befürchtet, ist die Wirtschaftskrise damit bei weitem noch nicht überwunden. Denn die Weltwirtschaft und der internationale Tourismus bleiben schwer angeschlagen, was in einem Exportland wie der Schweiz besonders schmerzhafte Spuren hinterlässt. Und die Bevölkerung hat das Verhalten geändert. Das öffentliche Leben kommt zwar nach und nach in Gang, aber beispielsweise Restaurants und Züge sind noch nicht so stark besetzt wie vor der Krise.

Die «Lohngarantien» des Bundesrates, insbesondere die rasche Ausweitung der Kurzarbeit, haben eine Katastrophe auf dem Arbeitsmarkt mit Arbeitslosenzahlen wie in den USA verhindert. Trotzdem steigt die Arbeitslosigkeit auch in der Schweiz in einem Ausmass, wie es bisher niemand von uns erlebt hat. In den Monaten März/April betrug die Zunahme über 40 Prozent (saisonbereinigt). Im Mai dürften nochmals 10'000 Arbeitslose dazukommen (saisonbereinigt).

Der wirtschaftspolitische Handlungsbedarf ist nach wie vor gross. Im europäischen Vergleich zeigt sich aber, dass die Schweiz mit den «Lohngarantien» und den anderen Massnahmen auf dem richtigen Weg ist.

Die Informationen über die wirtschaftliche Lage sind zwar nach wie vor spärlich. Einer der am schnellsten verfügbaren Indikatoren für die Investitionstätigkeit der Firmen ist die Neuzulassung von Lastwagen. In der EU insgesamt sanken die LKW-Neuzulassungen im April 2020 um 58 Prozent. Auch die Schweiz verzeichnete einen Rückgang von 23 Prozent. Doch das ist weniger als in den meisten anderen EU-Staaten. Einzig in Finnland und in den EFTA-Ländern Norwegen und Island war es weniger dramatisch.

In der Financial Times FT von heute wurde anhand der Bankguthaben von Privathaushalten gezeigt, dass die Schliessung von Teilen der Wirtschaft zusammen mit der Verunsicherung in der Bevölkerung dazu geführt hat, dass die Leute mehr sparen. Dieser Effekt ist in allen Ländern ausgeprägt – mit Ausnahme von Deutschland. Dort – so die Vermutung der FT – sollen die Haushalte in Krisenzeiten mehr Bargeld halten.
 

Auch in der Schweiz lässt sich so etwas feststellen. Wobei der Anstieg der Bankguthaben sind ausserordentlich ausgeprägt ist. Man könnte vermuten, dass hier zwei Effekte am Werk sind. Einerseits haben besser verdienende Haushalte im Homeoffice möglicherweise effektiv weniger Geld ausgegeben. Andererseits hat der nur 80-prozentige Lohnersatz bei Kurzarbeit bei den Betroffenen zu Einkommensausfällen geführt, so dass auch Bankguthaben angezapft werden mussten.

 

Bankguthaben der Schweizer Haushalte in Fr. (gegenüber Vormonat)

In den nächsten Wochen wird es sich zeigen, wie es wirtschaftlich weitergeht. Der eingeschlagene Kurs der Kaufkraftstabilisierung («Lohngarantien») war erfolgreich und sollte weiter beibehalten werden. Vor allem bei GeringverdienerInnen braucht es mehr Lohnersatz bei Kurzarbeit. Eine weitere Massnahme für den Erhalt der Kaufkraft sind tiefere Krankenkassenprämien. Namentlich auch dann, wenn die Corona-Massnahmen die Reserven der Krankenkassen weiter erhöht haben.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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