Lahmende Produktivität in den Banken: Bonuslohnsysteme und Egokultur der Führungskräfte hinterlassen ihre Spuren

Blog Daniel Lampart

Die Stimmung in vielen Banken ist nicht gut. Und das Arbeiten ist umständlich. Für viele Dinge muss man die Rechtsabteilung fragen. Es gibt mittlerweile zahllose Reglemente, welche dies und jenes regeln. Und mit den stark gewachsenen Compliance-Abteilungen sind interne Überwachungsstellen geschaffen worden, die viele Ressourcen brauchen. Auch als Kunde ist man mit Papierkram und Bürokratie konfrontiert, so dass man sich manchmal fragt: Wollen die Banken überhaupt noch Kunden?

Die Produktivität lahmt dementsprechend. Während die gesamte Privatwirtschaft in den 20 Jahren von 1999 bis 2019 um 25 Prozent produktiver geworden ist, liegt der Produktivitätszuwachs der Banken bei bescheidenen 5 Prozent.

Die Führungsetagen sind mitschuldig, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Sie haben die Individualisierung und die Egokultur in den Banken eingeführt. Beispielsweise über die Bonuslohnsysteme (Entwicklung 1996 bis 2010 s. S. 50). Mit der Individualisierung der Lohnpolitik haben die Bankkader erreicht, dass zahlreiche MitarbeiterInnen wie der Chef selber zunächst für sich schauen. Weil das zu Fehlern oder zu kriminellen Handlungen (LIBOR-Abreden usw.) führte, erliessen die Banken neue Reglemente und bliesen die internen Kontrollabteilungen auf. Das führt natürlich zu einer entsprechenden Bürokratie.

Innovationen sind auf gut funktionierende Teams und eine gute Betriebskultur angewiesen. Die meisten Neuerungen werden nicht von jemandem alleine entwickelt, sondern im Zusammenspiel von Kolleginnen und Kollegen. Für die Einführung von Neuerungen ist der Teamgedanke erst recht entscheidend. Es braucht die gegenseitige Unterstützung, aber auch die Garantie, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben, damit neue Abläufe oder Dienstleistungen produktiv eingeführt werden können. Grosse Verantwortung haben auch die Führungskräfte. Wenn diese nur kurzfristig an ihre persönliche Karriere denken, werden sie keine riskanten Projekte anstossen, deren Früchte erst die NachfolgerInnen ernten werden. Es ist deshalb nicht überraschend, dass auch die IT-Möglichkeiten in den Banken nicht ausgeschöpft werden.

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