Gegen den Prämienschock: Es braucht Prämienverbilligungen, Beiträge der Arbeitgeber und strenge Regulierungen

Blog Daniel Lampart

Die Arbeitgeber müssen sich an den Krankenkassenprämien beteiligen, weil auch sie Gesundheitskosten verursachen - ohne dafür zu bezahlen. Zudem braucht es mehr Prämienverbilligungen, damit die Normalverdienenden den bevorstehenden Prämienschock finanziell einigermassen verkraften können. Diese Forderungen hat der SGB heute in einem Blick-Interview bekräftigt.

Neben viel Zustimmung haben die Forderungen auch ein paar besorgniserregende Reaktionen ausgelöst. Um Gesundheitskosten zu sparen, sollen Krankgeschriebene polizeilich unter Hausarrest gestellt werden. Oder MitbürgerInnen ohne Schweizer Pass sollen nur noch einen kleinen Teil der Behandlungen erhalten.

Das Hauptproblem bei den Gesundheitskosten, sind die unsozialen Kopfprämien. Dass Milliardäre in Herrliberg oder sonstwo gleich viel Prämie bezahlen wie ein Koch, der hart arbeitet, aber dennoch keinen grossen Lohn hat, ist ein unsozialer Systemfehler.

Daneben gibt es aber auch «Abzockerei» oder – vornehmer gesagt – «Überversorgung» im Gesundheitswesen. Spezial-ÄrztInnen und Spitäler machen beispielsweise Behandlungen, die nicht unbedingt nötig sind, um Geld zu verdienen. Oder sie behalten PatientInnen unnötig im Spital. Dazu kommt der Formularkrieg und die Bürokratie, welche den ÄrztInnen und PflegerInnen im Spital unnötig Zeit fressen.

Die letzten Jahre zeigen, wie es anders gehen könnte. Die Preise der kassenpflichtigen Medikamente werden vom BAG reguliert. Die Preise haben sich fast halbiert, da die Regulierung strenger geworden ist. Die Schweizer Preise werden mit den Preisen im Ausland verglichen und – wenn sie zu hoch sind – gesenkt.

Medikamentenpreise gemäss Landesindex

Kostendämpfend war auch die Vorgabe des Bundes, dass die Krankenkassen gewisse Behandlungen wie Mandel- oder Knieoperationen grundsätzlich nur noch bezahlen, wenn sie ambulant durchgeführt werden. Teurere Spitalaufenthalte fallen daher weg. Die Kosten sind spürbar gesunken.

Dass die Kosten steigen, wenn nicht reguliert wird, zeigen die Zusatzversicherungen. Wer (halb-)privat versichert ist, wird häufiger operiert – beispielsweise am Knie. Das belegen verschiedene Studien.

Mit guten und strengen Regulierungen können die Kosten im Gesundheitswesen kontrolliert werden, ohne dass die Behandlungsqualität leidet. Leider geht das Parlament in Bern in eine andere, falsche Richtung. Angeführt von der Mitte-Partei wollen viele, dass künftig nur noch die Krankenkassen und nicht mehr die Kantone die Spitalbehandlungen zahlen («Projekt EFAS»). Dadurch sollen mehr ambulante und weniger stationäre Behandlungen durchgeführt werden. Doch den SpezialärztInnen ist es egal, wer zahlt, solange sie selber entscheiden können, wer im Spital bleiben soll. Wegen dem EFAS-Projekt werden nicht mehr ambulante Behandlungen durchgeführt. Eine spürbare Verlagerung von stationär zu ambulant findet nur statt, wenn das den Spezial-ÄrtzInnen vorgeschrieben wird.

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