Franken nach wie vor überbewertet – mit negativen kurz- und mittelfristigen Wirkungen

Blog Daniel Lampart
Verfasst durch Daniel Lampart

Der Franken hat sich seit September wieder in beunruhigendem Masse aufgewertet. Seit einiger Zeit bewegt er sich wieder im Bereich von etwas über 1.05 Fr./Euro. Damit ist er klar überbewertet. Das zeigt ein Vergleich zu Deutschland, welches eine ähnliche Wirtschaftsstruktur aufweist wie die Schweiz. Bis zur Phase der starken Aufwertung ab 2010 war der reale Wechselkurs ziemlich konstant – einmal abgesehen von vorübergehenden Schwankungen. Dann schoss er steil in die Höhe und liegt momentan immer noch rund 15 Prozent über dem früheren Mittel. Das bedeutet somit auch, dass der «faire» Franken-Eurokurs zwischen 1.15 und 1.20 Franken/Euro liegen dürfte.

 

Realer Wechselkurs gegenüber Deutschland

(Dezember 2000 = 100)

Die starke Aufwertung hat negative Spuren in der Schweizer Wirtschaft hinterlassen. Und das nicht nur kurz-, sondern auch mittelfristig. Zunächst hat sie Arbeitsplätze in der Exportwirtschaft gekostet – vom Gastgewerbe bis zur Maschinenindustrie. Aber sie hat auch die Investitionsaktivität gebremst. Die Unternehmen haben zwar rationalisiert, indem sie Stellen abgebaut und wenn möglich in produktivere Maschinen investiert haben. Doch mit der Überbewertung hatten sie eben auch weniger Mittel für neue Investitionen. Der Vergleich zu Deutschland zeigt, dass die Investitionsaktivität in Schlüsselbereichen der IKT und der Maschinen geringer war. Investitionen sind die Produktivität der Zukunft. Diesbezüglich hat die Schweiz an Tempo eingebüsst. Der überbewertete Franken hat nicht zu mehr Fitness geführt, wie das einige behaupteten, sondern die künftige Leistungsfähigkeit geschwächt.

Reale Ausrüstungsinvestitionen in verschiedenen Gütergruppen

(2015 = 100)

 
Die gegenwärtige Aufwertung ist nicht einfach zu erklären. Man muss aber leider davon ausgehen, dass die Geldpolitik in der Schweiz und in der Eurozone künftig eher zu einer Aufwertung beitragen wird. Denn die EZB hat ihr geldpolitisches Ziel etwas gelockert. Sie will nun die Teuerung im Mittel bei zwei Prozent halten. Das alte Ziel der EZB lautete: «nahe» bei zwei Prozent, aber möglichst darunter.

Die Schweizerische Nationalbank SNB hingegen hält an der bisherigen Strategie fest. Sie strebt eine Teuerung von unter 2 Prozent an. Im Vergleich zu den grossen Schwestern ist die SNB-Strategie somit noch restriktiver geworden. Das bedeutet, dass sich der Frankenkurs tendenziell aufwertet und dass die SNB bei Teuerungsrisiken früher mit Zinserhöhungen gegensteuern muss. Aus Arbeitnehmersicht ist das unerwünscht. Die SNB sollte ihre Strategie ebenfalls anpassen.

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