Ein Jahr Corona-Homeoffice und Einschränkungen bei Geschäftsreisen: Was sind die Auswirkungen heute und morgen?

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Blog Daniel Lampart

Vor einem Jahr schickte der Bundesrat die Büroangestellten ins Homeoffice. Um Corona-Ansteckungen zu verhindern soll - wo möglich - von zuhause aus gearbeitet werden. Doch wie geht es im Homeoffice - ein Jahr danach?

Leider gibt es kaum repräsentative Untersuchungen dazu. Was man aber sagen kann: Es läuft sehr unterschiedlich. Während ein Teil der Büroangestellten im Sommer/Herbst vorübergehend in die Büros zurückkehrten, gibt es Leute, die nun ein Jahr fast ununterbrochen ihr Büro zuhause haben.

Wer einen Beruf hat, wo man sowieso viel alleine arbeitet, wie beispielsweise JournalistInnen oder WissenschafterInnen, kommt im Homeoffice oft relativ gut über die Runden. Als positiv wird der Wegfall des Pendelns erwähnt. Hingegen fehlt der Kontakt mit den KollegInnen sowie die neuen Ideen, die sich daraus ergeben.

Umgekehrt gibt es nach wie vor Büroangestellte, die zuhause mit technischen Problemen kämpfen. Selbst beispielsweise Angestellte von grossen Städten. Sie müssen Vorgaben erfüllen, erhalten aber nicht den technischen Support, den sie brauchen. Andere leiden unter einer ungenügenden Arbeitsorganisation und haben langweilige Leerzeiten. Im Büro könnte man den KollegInnen helfen. Im Homeoffice ist das schwieriger. Wer neu in der Corona-Zeit eine Stelle angetreten hat, fühlt sich oft etwas alleine. Es fehlt der physische Kontakt um die KollegInnen und den Betrieb besser kennen zu lernen.

Auch ergonomisch ist einiges im Argen. PhysiotherapeutInnen und Masseure haben Konjunktur, um Rückenprobleme und Verspannungen zu therapieren.

Wie produktiv ist eigentlich Homeoffice? Diese Frage ist ökonomisch leider nur ungenügend beantwortet. Eine aktuelle Studie für Japan kommt zu einem bedenklichen Befund. Wer von zuhause aus arbeitet, ist fast ein Drittel weniger produktiv als im Büro. Am besten schneidet die ICT-Branche mit 20 Prozent Verlust ab; am schlechtesten der Handel mit 35 bis 38 Prozent Einbussen. Studien für die USA kommen auf weniger hohe Produktivitätsverluste. Wobei nur die individuelle Produktivität im Vergleich zur Situation vor der Krise erfragt wurde, nicht die mittel- und längerfristigen Auswirkungen auf die Firmen. Diese spielen aber auch eine Rolle, haben doch beispielsweise IBM, Yahoo oder HP ihre Homeoffice-Strategien vor einigen Jahren abgebrochen und das Personal zurück in die Büros geholt, damit die Teams wieder näher beisammen sind.

Bisher kam das Geschäftsleben nicht ohne physischen Kontakt aus. Künftig wird es für Routinesitzungen wohl mehr Videokonferenzen geben. Allerdings haben diese ihre Limiten. Rein schon deshalb, weil der persönliche Austausch vor und nach der Sitzung sowie in den Pausen auch seinen Wert hat.

Studien zur Bedeutung von Geschäftsreisen vor Corona weisen darauf hin, dass persönliche Treffen die Produktivität erhöhen. Das zeigt eine aktuelle Übersicht der Ökonomen Blanchard und Pisani-Ferry. Wobei Videokonferenzen in der Zeit, in der die Studien gemacht wurden, in vielen Betrieben noch nicht üblich waren. Die beiden Ökonomen vermuten, dass eine länger anhaltende Beschränkung der internationalen Geschäftsreisetätigkeit negative wirtschaftliche Auswirkungen haben dürfte. Für die Schweiz als offene, auf den internationalen Austausch besonders angewiesene Volkswirtschaft ist das eine entsprechend sensible Frage. Die restriktiven Quarantänevorgaben des Bundes für die internationale Reisetätigkeit sind dazu jedenfalls nicht förderlich.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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