Die unter der Coronakrise leidenden GeringverdienerInnen hatten schon vor der Krise einen Lohnrückstand

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Blog Daniel Lampart

Die Corona-Krise trifft Geringverdienerinnen und Geringverdiener besonders stark. Das ist bedenklich. Schlimmer aber ist, dass die Arbeitnehmenden mit tieferen Löhnen bereits vor der Krise in Rückstand gerieten. Die Löhne in den weniger gut zahlenden Branchen stiegen weniger stark.

Die heute veröffentlichten Daten des Bundesamtes für Statistik zum Lohnindex 2020 sprechen eine deutliche Sprache. Insgesamt stiegen die Reallöhne von 2015 bis 2020 um 0.5 Prozent, was angesichts eines Produktivitätswachstums von rund 1 Prozent pro Jahr eigentlich zu wenig ist.*

Aber schlimmer noch: In der durch die Corona-Krise geplagten Kultur- und Eventbranche stagnierten die Löhne von 2015 bis 2020 mit einem jährlichen Wachstum von 0.1 Prozent nahezu. Dasselbe gilt leider auch für das Post- und Kurierdienste, deren Arbeitsbelastung in der Corona-Krise markt gestiegen ist. Im Gastgewerbe schliesslich resultierte eine minimale Zunahme von 0.2 Prozent (2015 bis 2019, keine Daten für 2020).

Mit der (Teil-)Öffnung der Branchen und der fortschreitenden Impfung geht es wirtschaftlich nun nach und nach wieder aufwärts. Das muss sich auch bei den Löhnen der Arbeitnehmenden bemerkbar machen. Zusätzlich ist die Ausschüttung der 5 Mrd. Fr. an überschüssigen Prämienreserven der Krankenkassen überfällig. Bereits wenn diese pro Kopf ausbezahlt würden, wäre das für die GeringverdienerInnen ein wichtiger finanzieller Zustupf. Dieser würde auch helfen, die nach wie vor trittsuchende Konjunktur richtig in Gang zu bringen.

*Der Lohnindex des BFS misst die Lohnentwicklung in der Wirtschaft ohne Strukturwandel. D.h. sie bildet das Lohnwachstum der Arbeitnehmenden ab, wenn ihre Qualifikation und Tätigkeit unverändert bleiben. Ein Teil der Produktivitätserhöhungen ergibt sich aber aus der Entstehung von neuen, produktiveren Stellen. Daher kann es sein, dass der Lohnindex weniger stark wächst als die Produktivität. Ohne dass es eine Umverteilung von den Löhnen zum Kapital gibt.

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Sekretariatsleiter und Chefökonom

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